Steinert.2016

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Eine Leserzuschrift von mir an die LVZ von 2016 im Nachhall zur letzten Wahl.

Zum Interview der LVZ von A.Dunte mit H.J.Maatz

Hans Joachim Maatz bedarf gewiss nicht meines Lobes über diesen vortrefflichen Artikel, doch der LVZ sei gedankt, diesen gedruckt zu haben. Viele Menschen, die heute im Durchschnitt viel informierter sind als früher, haben einfach die Nase voll von Geschwurbel und großkoalitionär erzwungener Leisetreterei. Man muss sich, angesichts einer aus allen Fugen geratenen Welt mal auf der Zunge zergehen lassen, was fast alle etablierten Parteien uns in ihrem Bemühen um Meinungsführerschaft als Handlanger des Kapitals seit mehreren Wahlperioden bieten: Das trägt beispielsweise eine historisch linke Partei, die sich zwar selbst als Mitte definiert und die mit ihren natürlichen Partnern lange Zeit theoretisch über eine linke Mehrheit verfügt hatte, wie eine Monstranz vor sich her: „...Mit allen, außer der AfD und der Linken“. Und keiner bringt die Courage auf, zu versuchen, Gräben zu überbrücken. Stattdessen springt die SPD über jedes Stöckchen, das ihr von der Rechten hingehalten wird. Besser kann's für Letztere gar nicht laufen. Die „C“-Parteien jedoch machen zwar kaum unterscheidbare Politik, streiten dafür über Jahre auf offener Bühne über einen simplen Begriff wie Kinder im Sandkasten. (Obergrenze) Ein Begriff, der, ideologisch entschlackt, eigentlich völlig logisch und unproblematisch wäre.

Kaum jedoch etwas über die wirklichen Probleme der Welt, Europas und auch Deutschlands. Da scheinen ja die „Ossis“ mit ihrer Geschichte wirklich eher begriffen zu haben, dass das Weichspülen und Verdrängen von Problemen und fehlender Mut zu Veränderungen die Karre an die Wand fährt. Kaum Handfestes, Kluges und Mutiges zu Nahost, zu Amerika, Afrika und Europa, zur seit Jahrzehnten unsäglichen westlichen Russlandpolitik, zu Bürgerversicherung oder zur wachsenden Armut im reichen Deutschland u.v.a., nur Geschwurbel und Leisetreterei, was Besitzenden kaum wehtut, ihnen nichts wirklich abverlangt. Wem sollten die vielen Unzufriedenen in Ost UND West (dabei sind auch immer mehr Satte, Zufriedene!) bei dem allgemeinen Geschwurbel denn wählen?

Natürlich wird der Unmut der meisten AfD-Wähler nicht durch deren Programm und Auftreten bedient, das wissen die meisten der sog. Protestwähler. Bleibt aber zu hoffen und zu wünschen, dass damit die etablierten Parteien endlich den Schuss gehört haben, wenn's auch z.Zt. nicht danach aussieht.

Manfred Steinert (2016)