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Das Scharnier zwischen Psychoanalyse und Ökoanalyse, wie (Hoevels 1983) Marxens ökonomische Theorie bezeichnet, ist die Untersuchung der Bedeutung des Über-Ichs - dieses "malignen Introjekts", welches "durch Bewußtmachung seiner individuellen Genese möglichst restlos abzubauen und zu zerstören" ist (Hoevels 2001) - als Voraussetzung für ein Verständnis der Dynamik von Verhältnissen, "in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist". (MEW 1, S. 385)
Das Scharnier zwischen Psychoanalyse und Ökoanalyse, wie (Hoevels 1983) Marxens ökonomische Theorie bezeichnet, ist die Untersuchung der Bedeutung des Über-Ichs - dieses "malignen Introjekts", welches "durch Bewußtmachung seiner individuellen Genese möglichst restlos abzubauen und zu zerstören" ist (Hoevels 2001) - als Voraussetzung für ein Verständnis der Dynamik von Verhältnissen, "in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist". (MEW 1, S. 385)


Hier scheinen durchaus auch in Stirners Werk noch Schätze ihrer WIederentdeckung zu harren, wie sich in der Kontroverse zwischen Hoevels und Laska in der Zeitschrift des Max-Stirner-Archivs Leipzig (2001) andeutet, auf welcher der Referent an diesem Abend aufmerksam machte.  
Hier scheinen durchaus auch in Stirners Werk noch Schätze ihrer Wiederentdeckung zu harren, wie sich in der Kontroverse zwischen Hoevels und Laska in der Zeitschrift des Max-Stirner-Archivs Leipzig (2001) andeutet, auf welcher der Referent an diesem Abend aufmerksam machte. Sie entzündet sich an der Frage, ob es sich beim Überich wirklich einzig um ein "malignes Introjekt" handelt oder dieses vielmehr auch Teil unserer Kultur ist als Puffer zwischen der Widersprüchlichkeit der inneren Triebe und der Einheit der äußeren Welt.  "Die innere Revolution der Revolution ... ist die Überordnung des moralischen Gesetzes über die Neigungen in jedem Augenblick unseres Handelns, denn niemand kann wollen, daß seine Neigungen/Interessen Gesetz dieser Welt werden; abgesehen davon, daß das Gesetz im nächsten Moment gegen mich selber wirkt, und ich die Welt, die ich nicht will, aus eigener Schuld schon habe, bevor ich darüber philosophiere. Harmloser braucht man den kategorischen Imperativ (Kants) gar nicht erst zu denken." (Wittenberger 2005)
 


== Literatur ==
== Literatur ==


* Kontroverse zwischen Hoevels und Laska (2001) in "Der Einzige". Vierteljahresschrift des Max-Stirner-Archivs Leipzig, http://www.stirner-archiv-leipzig.de
* Kontroverse zwischen Hoevels und Laska (2001) in "Der Einzige". Vierteljahresschrift des Max-Stirner-Archivs Leipzig, http://www.stirner-archiv-leipzig.de
** Fritz Erik Hoevels: Stirner, Psychoanalyse und Marxismus. In: Heft 1/2, S. 15-22.
** Fritz Erik Hoevels: Stirner, Psychoanalyse und Marxismus. In: Heft 1/2, S. 15-22. http://www.hg-graebe.de/Texte/Hoevels-01a.pdf
** Bernd A. Laska: Max Stirner - ein Verächter der "Praxis"? In: Heft 1/2, S. 22-30.
** Bernd A. Laska: Max Stirner - ein Verächter der "Praxis"? In: Heft 1/2, S. 22-30. http://www.hg-graebe.de/Texte/Laska-01a.pdf
** Fritz Erik Hoevels: Stirner, Psychoanalyse und Marxismus II. In: Heft 3, S. 23-31.
** Fritz Erik Hoevels: Stirner, Psychoanalyse und Marxismus II. In: Heft 3, S. 23-31. http://www.hg-graebe.de/Texte/Hoevels-01b.pdf
** Bernd A. Laska: Karl Marx - ein lärmender Qiuetist. In: Heft 3, S. 31-33.  
** Bernd A. Laska: Karl Marx - ein lärmender Qiuetist. In: Heft 3, S. 31-33. http://www.hg-graebe.de/Texte/Laska-01b.pdf
* Hans-Gert Gräbe (2005): Wissen und Bildung in der modernen Gesellschaft (Chemnitzer Thesen).  Thesen zur 5. Rosa-Luxemburg-Konferenz in Sachsen, 3.-5.6.2005, Chemnitz. In: Utopie kreativ 194 (2006), S. 1109-1120. http://www.hg-graebe.de/EigeneTexte/cc-thesen.pdf
* Hans-Gert Gräbe (2005): Wissen und Bildung in der modernen Gesellschaft (Chemnitzer Thesen).  Thesen zur 5. Rosa-Luxemburg-Konferenz in Sachsen, 3.-5.6.2005, Chemnitz. In: Utopie kreativ 194 (2006), S. 1109-1120. http://www.hg-graebe.de/EigeneTexte/cc-thesen.pdf


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* Helmut Seidel (1966): Vom praktischen und theoretischen Verhältnis der Menschen zur Wirklichkeit. In: Dt. Zeitschrift f. Philosophie 14 (1966), S. 1176-1191.
* Helmut Seidel (1966): Vom praktischen und theoretischen Verhältnis der Menschen zur Wirklichkeit. In: Dt. Zeitschrift f. Philosophie 14 (1966), S. 1176-1191.
* Werner Wittenberger (2005): Das Gute und das Böse oder wie Kant die Religion philosophisch beerbt. In: Aufklärung. Beiträge zur Philosophie Immanuel Kants Hrg. von S. Bönisch.  Texte zur Philosophie 15. Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen.  S. 67-90.

Version vom 23. Dezember 2006, 22:45 Uhr

Max Stirners Präanarchismus und seine Wirkungen, zum 200. Geburtstag.
mit Kurt W. Fleming (Leipzig)
Veranstaltung des Philosophischen Arbeitskreises der RLS Sachsen
28. November 2006, 18:00 Uhr, Harkortstraße 10

Bericht

Im Mittelpunkt der - wenigstens von uns so geplant, Details siehe http://www.hg-graebe.de/WAK-Leipzig/2006-10-18.html - dritten Veranstaltung einer Reihe "Marxismus und Psychoanalyse" stand mit Max Stirner diejenige Person, an der und dessen Werk "Der Einzige und sein Eigentum" sich Marx im dritten Teil der "Deutschen Ideologie" (MEW 3) auf über 300 Seiten reibt. Wie (Quass 2002) genau begründet, sind es gerade die 1840er Jahre, in denen sich die philosophischen Grundlagen von Marxens Weltsicht ganz grundlegend formen, und die "Deutschen Ideologie" ist als ein gewisser Schlussstein dieser Wende hin zu einer auf tätigem Praxisverständnis gründenden Weltsicht zu betrachten.

Das mag das neu erwachende Interesse an diesem Text (siehe etwa das aktuelle Programm von WAK Berlin) motivieren, von dem heute im Wesentlichen nur noch das Feuerbach-Kapitel I erinnerlich ist, das wesentlich Marxens ökonomische Theorie prägt. Die Neuherausgabe dieses Kapitels stand bekanntlich auch am Beginn der zweiten Praxis-Diskussion in der DDR (Seidel 1966).

Es ist deshalb nur folgerichtig, auch an dieser Stelle zu "graben", wenn es um die Quellen der Begegnung von Marxismus und Psychoanalyse geht, die sich - der Argumentation (Hoevels 1983) folgend - gleich den Königskindern aus verschiedenen Gründen schwer tun zusammen zu kommen. Und wir werden fündig!

Die Bedeutung des individuellen Gebrauchs der Vernunft, und gerade auch der kritischen Vernunft, auf dem Weg aus den Gebrechen der heutigen Gesellschaftsorganisation ist nach dem weitgend lautlosen Ende realsozialistischer Alternativen deutlicher denn je (Gräbe 2005), und bei einer Refundierung marxistischer Ansätze sind gerade diese Aspekte neu zu überdenken. Kurt Fleming zeigte an diesem Abend, dass viele solche Ansätze bei Stirner bereits angelegt sind, die später in Freuds Psychoanalyse wieder aufgenommen wurden und von Marx in seiner Kontroverse mit "Sankt Max" weitgehend ignoriert, schlicht nicht verstanden oder in ihrer Tragweite nicht begriffen wurden.

Das Scharnier zwischen Psychoanalyse und Ökoanalyse, wie (Hoevels 1983) Marxens ökonomische Theorie bezeichnet, ist die Untersuchung der Bedeutung des Über-Ichs - dieses "malignen Introjekts", welches "durch Bewußtmachung seiner individuellen Genese möglichst restlos abzubauen und zu zerstören" ist (Hoevels 2001) - als Voraussetzung für ein Verständnis der Dynamik von Verhältnissen, "in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist". (MEW 1, S. 385)

Hier scheinen durchaus auch in Stirners Werk noch Schätze ihrer Wiederentdeckung zu harren, wie sich in der Kontroverse zwischen Hoevels und Laska in der Zeitschrift des Max-Stirner-Archivs Leipzig (2001) andeutet, auf welcher der Referent an diesem Abend aufmerksam machte. Sie entzündet sich an der Frage, ob es sich beim Überich wirklich einzig um ein "malignes Introjekt" handelt oder dieses vielmehr auch Teil unserer Kultur ist als Puffer zwischen der Widersprüchlichkeit der inneren Triebe und der Einheit der äußeren Welt. "Die innere Revolution der Revolution ... ist die Überordnung des moralischen Gesetzes über die Neigungen in jedem Augenblick unseres Handelns, denn niemand kann wollen, daß seine Neigungen/Interessen Gesetz dieser Welt werden; abgesehen davon, daß das Gesetz im nächsten Moment gegen mich selber wirkt, und ich die Welt, die ich nicht will, aus eigener Schuld schon habe, bevor ich darüber philosophiere. Harmloser braucht man den kategorischen Imperativ (Kants) gar nicht erst zu denken." (Wittenberger 2005)


Literatur

  • Fritz Erik Hoevels (1983): Marxismus, Psychoanalyse, Politik. Ahriman Verlag, Freiburg.
  • Georg Quaas (2002): Der Ausgangspunkt Marxschen Philosophierens - eine Textanalyse. In: Zum philosophischen Praxisbegriff. Die zweite Praxis-Diskussion in der DDR. Hrg. von L. Höll, H. Seidel, G. Schwendler. Texte zur Philosophie 12. Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen. S. 69-93.
  • Helmut Seidel (1966): Vom praktischen und theoretischen Verhältnis der Menschen zur Wirklichkeit. In: Dt. Zeitschrift f. Philosophie 14 (1966), S. 1176-1191.
  • Werner Wittenberger (2005): Das Gute und das Böse oder wie Kant die Religion philosophisch beerbt. In: Aufklärung. Beiträge zur Philosophie Immanuel Kants Hrg. von S. Bönisch. Texte zur Philosophie 15. Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen. S. 67-90.