Konsenskiste

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"Erdmännchen sind die Meister der Kooperation."
ein weißer Südafrikaner


"Es gibt keine einfachen Antworten."
eine Volksweisheit


siehe auch Konsenskultur (Attac u.a.)

Was soll die "Konsenskiste"?

Die Konsenskiste soll methodisch unterstützen, dass

  • - mehrheitlich getragener Konsens herausgearbeitet und konkret dokumentiert wird,
  • - vorhandener Dissens klar herausgestellt wird,
  • - dieser Dissens aufgelöst wird, soweit dies durch Zuordnung konträrer Positionen zu bestimmten Geltungsbereichen oder Zeithorizonten möglich ist,
  • - Minderheitsvoten fair behandelt werden, insbesondere im Sinne der Förderung neuer Ideen.

Dieser Umgang mit Konsens und Dissens wird im weiteren als "qualifizierter Konsens" (Kurzwort Quons) bezeichnet. Soweit zur methodischen Seite der Konsenskiste.

Die eigentliche Intention der Konsenskiste reicht weit darüber hinaus bis in die politische Willensbildung. Die Konsenskiste ermöglicht eine reale Partizipation beliebig großer Gruppen an einer transparenten Willensbildung. Sie ist damit eine zukunftsträchtige Alternative zur Macht-/Kapital-dominierten Repräsentantendemokratie. Die Konsenskiste ist aber vor allem geeignet, in Macht-/Kapital-fernen Organisationen politische Gestaltungsfähigkeit zu entwickeln und überzeugend nachzuweisen.

Was ist die "Konsenskiste"?

"Konsenskiste" ist vorläufige Arbeitsbezeichnung für eine Methode zur Darstellung und Bearbeitung politischer Dokumente. Diese Methode ist durch folgende Merkmale charakterisiert:

  • - Die Kernaussagen werden klar formuliert und deutlich hervorgehoben - also "bewertungsrelevant". Bem.: Dies bedeutet eine bisher nicht übliche starke Strukturierung solcher Dokumente.
  • - Alles Übrige an Begründungen und Erörterungen bildet den Hintergrund zu diesen Kernaussagen - in deutlicher Zuordnung zu diesen.
  • - Jeder Teilnehmer soll jede Kernaussage
    • - bewertung können: : (1) völlig einverstanden, (2) akzeptabel, (3) keine Aussage, (4) diskutabel, (5) völlig abgelehnt.
    • - kommentieren und diskutieren können.

Kompromissformeln sollen durch die starke Strukturierung der Aussagen grundsätzlich vermieden werden. Das ist das erste Wesensmekmal der Konsenskiste. Es verlangt freilich eine bislang nur von wenigen Autoren gepflegte Arbeitsweise. Aber nur so können Mogelpackungen und Missverständnisse vermieden werden.

Es wird erwartet, dass jeder Teilnehmer zu jeder Kernaussage seine Bewertung "lesebegleitend" einträgt. Er wird aber nur zu einzelnen Kernaussagen diskutieren wollen. Dieses Zusammenspiel von Bewertung und Diskussion ist das zweite Merkmal der Konsenskiste.

Drittes Merkmal ist, dass sowohl mehrheitlich getragener Konsens als auch echter Dissens klar ausgewiesen werden. Dabei kann der Konsens auch in der Ablehnung bestimmter Aussagen bestehen. Falscher Konsens für Mogelpackungen und behebbarer Dissens durch Missverständnisse sollen systematisch vermieden werden.

Die Methode "Konsenskiste" kann durchaus mit "Papier und Bleistift" genutzt werden. Die Tabellenform ist freilich nur bei einer begrenzten Anzahl von Kernaussagen praktikabel. Und: Diskussion und Auswertung sind nur bei begrenzter Teilnehmerzahl realisierbar. Tatsächlich ist die Konsenskiste von vornherein als Ansatz zur Nutzung heutiger Informationstechnik (IT) entstanden. Leider ist 2010 (noch) keine internetbasierte Realisierung verfügbar. Eine solche war unter Trupoli(s.u.!) schon weit gediehen, der Server mit der ursprünglichen Software ist jedoch abgeschaltet bzw. nicht verfügbar.

Siehe auch:

Trupoli

Siehe hier im Wiki

Software für die Konsenskiste

LimeSurvey

LiquidFeedback

Medien zu LiquidFeedback

Beiträge im Beta-Stadium (2010-05-06) bzw. bei der PiratenPartei:

opensurveypilot

voycer

Adhocracy

Liquid Democracy mit der Software Adhocracy

Weiteres

Siehe die Kommentar-Bewertungen unten:

Oder so:

Ein Ansatz der über LiquidFeedback hinausgeht:

Ausschnitt aus einer Vorlesung

von Doz. Dr.-Ing. Wolfgang Schallehn an der HTWK Leipzig:

"... Denn „Projekte“ sind ja ihrem Wesen nach auf die Herstellung eines konkreten Zielzustandes orientiert, also in gewissem Sinne einmalig und abgeschlossen. Im Unterschied dazu unterliegen jedoch alle Formen kollektiver Willensbildung einer ständigen Entwicklung in Richtung auf gewisse Zielpunkte – die jedoch selbst von Zeit zu Zeit verändert und nie(!!) erreicht werden.
Das eigentlich wohlbekannte Dilemma ist, dass die gebräuchlichen Dokumentationen solcher Willensbildung, also Manifeste, Stand- und Eckpunkte, Parteiprogramme u.ä.m., das tatsächliche Verhältnis von Konsens und Dissens völlig verschleiern. Jeder(!?!) Mehrheitsbeschluss enthält einzelne Aussagen, die einzeln betrachtet teils deutlicher formuliert, teils aber auch abgelehnt würden. Dies hat vielfältige und schwerwiegende Konsequenzen:
Die Umsetzung in konkrete Handlungen (Projekte!) wird erschwert oder sogar verhindert. Widersprüche, die eine positive Entwicklung auslösen könnten, werden „weggebügelt“. Übereinstimmungen mit anderen Organisationen, Bewegungen, Strömungen werden zu wenig genutzt, Differenzen untereinander werden überbetont. Mag sein, dass ich darin irre. Aber ich sehe in diesem Dilemma die entscheidende Ursache für die Gefährdung unserer ganzen Zivilisation. Und im qualifizierten Konsens der „Konsenskiste“ sehe ich den entscheidenden Schritt, dieses Dilemma zu überwinden. ..."

Siehe auch

Wurzeln der Konsenskiste

Literatur zu den Wurzeln

Der Ausgangspunkt:

  • W. Schallehn: Das Erdmännchen-Projekt. Drei Fundametalblöcke für globale Weltverbesserer. Konsenskultur - Entwicklungspsychologie - Projektmanagement. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2007. isbn13 978-3-86703-450-0

http://www.engelsdorfer-verlag.de/db/werkdetail.php?autor_id=699&werk_id=1190

Zu den einzelnen Elementen - möglichst preiswert und kompakt - zum Einstieg:

  • Konsens. Handbuch zur gewaltfreien Entscheidungsfindung. Werkstatt für gewaltfreie Aktion Baden, Karlsruhe 2004, ISBN 3-930010-07-0
  • Ein Einstieg zum Thema: "Projektmanagement - Best of", Ilonka Kunow (Autor), Hans-Dieter Litke (Autor), Heinz Schulz-Wimmer (Autor), 252 Seiten, Verlag Haufe-Lexware; Auflage: 1., Auflage 2009 (11. August 2009), ISBN-10: 344809949X, ISBN-13: 978-3448099492, Größe und/oder Gewicht: 16,4 x 10,6 x 1,6 cm

Methoden

Descartes 4 Regeln zur Problemlösung

Zu Descartes steht geschrieben: "Die im Discours de la méthode von Descartes ausführlich formulierte philosophische Methode wird in vier Regeln (II.7-10) zusammengefasst:

  • 1. Nichts für wahr halten, was nicht so klar und deutlich erkannt ist, dass es nicht in Zweifel gezogen werden kann.
  • 2. Schwierige Probleme in Teilschritten erledigen.
  • 3. Vom Einfachen zum Schwierigen fortschreiten.
  • 4. Stets prüfen, ob bei der Untersuchung Vollständigkeit erreicht ist."

aus

Diese vier Stufen waren Grundlage der „Aufklärung“ und sind bis heute unstrittig. Für ihre konstruktive Verwendung wurden sie in der Neuzeit etwas modifiziert ((Ich habe sie in der folgenden Form oft in Vorlesungen zitiert - kann keine Quelle dafür angeben - fühle mich aber keineswegs als Urheber! WSchallehn)):

  • (1) Keine Voraussetzung ungeprüft hinnehmen.
  • (2) Das komplexe Problem in handliche Einzelprobleme zerlegen.
  • (3) Die Einzelprobleme lösen (unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen).
  • (4) Die Lösungen der Einzelprobleme zur Lösung des Gesamtproblems zusammensetzen (ebenfalls unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen).

In Mathematik und Technik ist dieses Vorgehen selbstverständlich. Kein Mensch redet darüber. In der Politik sind die dafür erforderlichen "handlichen Einzelprobleme" bislang nicht definiert. Hier setzt die "Konsenskiste" an: wenn die "Kernaussagen" für Bewertung und Diskussion "handlich" (engl.: handy!) formuliert sind, dann können sie zur Lösung von komplexen Problemen zusammengesetzt werden.

Weitere ...

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