Stadtgestaltung.Bruehl
Aus LeipzigWiki
Zur Navigation springenZur Suche springen
Gestaltung der Flächen am Brühl
Chronik der Ereignisse
- "Uns werden sie nicht mehr los" zitiert die LVZ Herbert Appelt, den Vize-Aufsichtsratschef der MfI. Der Investor setzt auf eine weitere Erhöhung der Zentralitätskennziffer (Kaufkraftzufluss aus dem Umland vs. -abfluss ins Umland) auf bis zu 120%, die für Leipzig 2005 bei 104.1% lag. Vorstellungen über Wohnfläche im Areal liegen zwischen 15000 m^2 (Baubürgermeister zur Nedden) und 7500 m^2 (MfI). Der Architektenwettbewerb wird von 15 Bewerbern und 5 von MfI ins Rennen geschickte Architekten ausgetragen und von einer Jury (Stadt, MfI, LWB) entschieden werden. Am 18.4. soll der Stadtrat über den Vertrag mit MfI abschließend befinden. (Quelle: LVZ, 10.03.2007)
- MfI hat ihr notarielles Kaufangebot bis Ende April 2007 verlängert. Stadtrat Fischer (SPD) bezeichnet einen Anteil von 20 % Wohnraum in diesem Areal unverzichtbar, ebenso Kultur und öffentliche Nutung, "wenn nicht die Stadt die Mite zahlen muss". Auch die Sortimentsstruktur auf der zusätzlichen Handelsfläche müsse festgeschrieben werden. (Quelle: LVZ, 06.03.2007)
- Der durch den Stadtrat zu bestätigende "Brühlplan", in dem insbesondere der Rahmen für den Architektenwettbewerb abgesteckt sowie Aussagen über die Größe der neuen Handelsfläche festgeschrieben werden sollen, kommt nach Aussage von OBM Jung nicht vor April in den Stadtrat. MfI behält sich eine Ausstiegsklausel vor, wenn die neue Handelsfläche unter 20 000 m^2 fallen sollte. Der Aufsichtsrat der LWB hat die Geschäftsführung zur Annahme des Kaufangebots von MfI unter den genannten Vorbehalten autorisiert, was dem Investor inzwischen auch schriftlich mitgeteilt wurde. (Quelle: LVZ, 14.2.2007)
- Wichtige Stadträte gehen auf deutliche Distanz zur Interpretation des Beschlusses durch Verwaltung und LWB. Die Linkspartei spricht auf einmal von höchsten 18 000 m^2 Handelsfläche und mindestens 20 % Wohnfläche im Neubau. LWB-GF Stubbe will "in nächster Zeit" keinen Vertrag mit MfI schließen. MfI müsse in jedem Fall sein Angebot über den 28.2.2007 hinaus verlängern. (Quelle: LVZ, 10.2.2007)
- Nach dem in weitgehend chaotischer Sitzung gefällten Stadtratsbeschluss ringen die beteiligten Interessenten um dessen korrekte Interpretation. Insbesondere ist umstritten, ob die LWB denn nun bereits zum Notar gehen könne, was die LWB so sieht, verschiedene Stadträte aber vehement widersprechen. Das Angebot von MfI ist zunächst bis zum 28.2.2007 befristet. (Quelle: LVZ, 9.2.2007)
- Nach Übernahme des Änderungsantrags der CDU in den Beschlussantrag stimmt der Stadtrat mit großer Mehrheit für den Abriss der Brühl-Blöcke und den Verkauf der Fläche durch die LWB an den Investor MfI vorbehaltlich eines städtebaulichen Rahmenvertrags, der von OBM Jung im März vorgelegt werden soll. Mit letzterem will der Stadtrat das Heft des Handelns bei der architektonischen Gestaltung des Areals in der Hand behalten. Das Angebot von Carlyle ist damit vom Tisch. Jens Rometsch (LVZ) stellt in seinem Kommentar der Stadt ein schlechtes Zeugnis aus, dass sie an dieser entscheidenden stadtplanerischen Stelle nicht selbst die Fäden in der Hand gehalten hat, sondern dies mit der LWB von einer städtischen Tochterfirma mit sehr eigenen Interessen hat besorgen lassen. Der Beschluss war "mangelhaft vorbereitet" und "der Stadtrat mussten sich mehrfach in Schadensbegrenzung üben". (Quelle: LVZ, 8.2.2007)
- Die LWB wird keine städtischen Flächen im Citybereich für Ersatzwohnraum erhalten. Stattdessen sollen mehr WOhnungen direkt im Brühl-Neubau entstehen. Im Vertragsentwurf von OBM Jung für die MfI ist von "20 bis 30 % Wohnanteil an der Geschossfläche, auch in Sonderwohnformen (Hotel, Wohnheim) innerhalb des Promenadenrings realisierbar, und mindestens 20 % kleinteiligem Einzelhandel am Brühl" die Rede. (Quelle: LVZ, 7.2.2007)
- Es ist auf einmal auch ein neues Kaufangebot der Carlyle-Gruppe im Gespräch (27 Mill Euro für 16 500 m^2 neue Handelsfläche, Wohnungen und ein Kleinkunsttheater - Quelle: LVZ, 3.2.2007), das OBM Jung "ernsthaft prüfen" will. (Quelle: LVZ, 5.2.2007)
- Auch die IHK spricht sich inzwischen vehement gegen die geplante Aufstockung der Verkaufsfläche aus, da "die Leipziger Innenstadt als derzeit durchaus attraktiver Einkaufsstandort Schaden nehmen" würde. (Quelle: LVZ, 3.2.2007)
- Die City-Betriebsräte (Kaufhof, Karstadt, Sport-Scheck, Hugendubel, ...) unterstreichen in einer gemeinsamen Erklärung, der sich die Gewerkschaft ver.di anschließt, die Sorgen um die Auswirkungen weiterer 33000 m^2 Verkaufsfläche in der Innenstadt auf die bestehende Handelsinfrastruktur. Erste Probleme (Merkurhaus nach Auszug von Karstadt-Sport, Wöhrl in der Hainstraße) werden bereits in der bestehenden Struktur sichtbar. Die Brühl-Arcaden würden zweifellos einen gnadenlosen Verdrängungswettbewerb auslösen mit neuen Leerständen, Verlust kleinerer Fachgeschäfte und von Arbeitsplätzen. Am 8.2.2007 entscheidet der Stadtrat über den Verkauf einzelner Flächen an die LWB, damit diese dann das Gesamtpaket an MfI weiterverkaufen kann. Vorher sind Ansprüche von Alteigentümern abzulösen, was durch die LWB mit einen Vergleich im Umfang von 20000 Euro zu Wege gebracht werden soll. (Quelle: LVZ, 25.1.2007)
- Bericht vom Bürgerforum am 10.1. Quelle: LVZ, 12.1.2007
- zweistufiger Architekturwettbewerb orientiert sich an Wettbewerb zum BMW-Werk und wird im Vertrag mit MfI festgeschrieben.
- Stadtratsvotum wird erst am 7.2. erwartet, da Votum des Bauausschusses aussteht und auch das noch nicht vorliegende Handelsgutachten der Stadt (durch Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung) ausgewertet werden muss.
- Niels Gormsen (Leipzigs Ex-Planungschef) warnt, dass die Auswirkungen des Verkaufsflächenzuwachs durch Karstadt und neue Marktgalerie in ihrer vollen Tragweite noch gar nicht abzusehen sind.
- Mehrere Redner fordern, deutlich mehr für Kultur und Kinder in diesem Zentrum vorzusehen.
- Künftiger Haupteigentümer ist der Allianzkonzern.
- Abrissförderung für die LWB-Blöcke (459 Wohnungen mit 21000 m^2 Wohnfläche) in Höhe von 1.3 Mill. Euro aus dem Programm "Stadtumbau Ost". Die Förderung sinkt um 60 Euro/m^2, wenn auf dem Grundstück wieder Wohnungen entstehen. Die LWB möchte deshalb neue Appartements nicht in diesem Areal, sondern am Matthäikirchhof errichten. Quelle: LVZ, 6.1.2007
- Grüne, CDU und Linkspartei haben im Stadtrat am 13.12.2006 durchgesetzt, dass für die neue Brühlbebauung ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben wird. Dessen Zeitrahmen und Inhalte sind nun durch die Stadt zu verhandeln. Dies soll möglichst bald geschehen, damit der Stadtrat am 17.1.2007 die Zustimmung für den Verkauf am MfI geben kann. Auch die Stadt hat ein Handelsgutachten in Auftrag gegeben, das bis dahin ebenfalls vorliegen soll. Wenn die vom Stadtrat (zusätzlich zur Blechbüchse) genehmigte Verkaufsfläche über 22 500 m^2 liegt, dann müsse MfI die volle Summe von 35 Mill. Euro zahlen. Quelle: LVZ, 16.12.2006
- Der Verkaufspreis für das Brühlgelände liegt bei 35 Mill. Euro. Der Betrag wird verringert, wenn der Stadtrat weniger als 25 000 m^2 Handelsfläche gestattet. Hier ist noch einiges Konfliktpotenzial verborgen, denn die Vertreter aus dem Stadtrat wurden in den Abstimmungen des Aufsichtsrats mehrfach überstimmt. Kämmerin Kudla und Baustadtrat zur Nedden waren gar nicht erst erschienen. Stadtrat Koelsch (Grüne) kritisierte noch einmal, dass die Stadtspitze diesen Beschluss zu diesem zu frühen Zeitpunkt nicht verhindert hat. Der Unterhalt der leeren Blechbüchse kostet die LWB 200 000 Euro pro Jahr. Quelle: LVZ, 9.12.2006
- Die LWB hat entschieden, das Brühlgrundstück - vorbehaltlich der Zustimmung der Stadt als Gesellschafter der LWB - an MfI, den Betreiber des Paunsdorf Center, zu verkaufen. Damit verbunden ist die Möglichkeit, eine weiter Shopping-Meile mit bis zu 25 000 m^2 Handelsfläche neu zu schaffen. Verschiedene Stadträte waren gegen eine Entscheidung zu diesem Zeitpunkt, da wichtige Gutachten noch nicht vorliegen. Unklar ist, ob es einen Architekten- oder nur Fassadenwettbewerb geben wird. Letzteres bezeichnete Baubürgermeister zur Nedden als Mindestforderung. Quelle: LVZ, 8.12.2006
Die Kritiker der Brühl-Pläne
- Die Kritiker der Brühl-Pläne, die zur Diskussion ins Bildermuseum eingeladen hatten, monieren vor allem, Leipzig mache mit seinen Plänen "die gleichen Fehler wie die Städte im Westen der 70er und 80er Jahre", so Gerhard Matzig, Architekturkritiker und Journalist der Süddeutschen Zeitung. Typisch für diese Entwicklungen sind architektonisch uninteressante Bauten und Wohnraum zu unerschwinglichen Preisen im Innenstadtbereich. Ähnlich auch Gert Kähler, Architekt und Publizist aus Hamburg: Aus Sicht von Infrastruktur, Verkehrsfluss und Ökologie "sollten so viele Wohnungen wie möglich in der Innenstadt erhalten bleiben". Matzigs Vision: "Wir stehen am Beginn eines urbanen Milleniums. Die Herausforderung ist das Wohnen in der City. Leipzig ist dabei eine der wichtigsten Städte Deutschlands, könnte hier Vorreiter sein und mit einer intelligenten Lösung am Brühl ein Alleinstellungsmerkmal haben". (Quelle: LVZ, 8.03.2007)
- 150 Künstler, Architekten und Intellektuelle haben sich einer Initiative zum Erhalt der Brühl-Hochhäuser angeschlossen. Es gehe um eine zukunftsgerichtete Debatte um die Gestaltung der Innenstadt. Andere Metropolen hätten längst begriffen, dass (1) Stadtbild prägende Nachkriegs- und Wiederaufbauarchitektur ihren Platz in solchen Gestaltungskonzepten haben muss und (2) die Sicherung von Wohnnutzungen in der City besonderer Berücksichtigung bedarf. Am 6.3. findet dazu um 20 Uhr ein Forum im Museum der bildenden Künste statt. (Quelle: LVZ, 24.02.2007)
Handelsflächen in der Innenstadt. Die Gutachten
- Baubürgermeister zur Nedden weist die Kritik des Handelsverbands am Gutachten der GMA an den Auswirkungen auf die Stadteilzentren zurück. Diese haben laut Gutachten höchstens mit Umsatzeinbußen bis zu 2 Prozent zu rechnen. Beim Stadtratsbeschluss am 7.2. geht es (1) um den Verkauf städtischer Flächen an die LWB, (2) um die Abrisserlaubnis für die alten Brühlblöcke, (3) um die Verpflichtung der Kommune, der LWB in der City ein Grundstück für Ersatzwohnungen zur Verfügung zu stellen (welches genau - das wird erst anschließend geprüft, Kandidaten: Parkplatz im Matthäikirchhof, Bürohaus Ecke Goethestraße/Brühl), (4) Verkauf der Brühl-Flächen an den Investor MfI samt Festschreibung eines Architektenwettbewerbs und einer Obergrenze von 23000 m^2 Handelsfläche für den Neubau. (Quelle: LVZ, 29.1.2007)
- Der HVS meldet sich mit einem Positionspapier noch einmal zu Wort und kritisiert das von der Stadt in Auftrag gegebene Gutachten, weil es die 10000 m^2 Handelsfläche in der Blechbüchse, die derzeit ebenfalls nicht genutzt ist, nicht ausreichend würdigt. Ebenso werden die gravierenden Auswirkungen auf Stadtteilzentren wie Elster-Passage, Eutritzsch, Gohlis-Arkaden nicht thematisiert, die durch einen Kaufkraftabfluss von 44 Mill. Euro in die City ausgelöst würden. Die HVS rechnet mit mindestens 88 Mill. Euro zusätzlichem jährlichem Umsatz, von denen 33 Mill. Euro durch Umverteilung aus der Innenstadt selbst kommen, 44 Mill. Euro aus dem restlichen Stadtgebiet und 11 Mill. Euro aus dem Umland kommen. Damit, so Ingolf Rosendahl (LVZ) in seinem Kommentar, könne man auch gleich den 1999 beschlossenen Entwicklungsplan der Einkaufsstadt Leipzig entsorgen. (Quelle: LVZ, 26.1.2007)
- Gutachten der GMA, welches die Stadt in Auftrag gegeben hatte.
- OBM Jung spricht sich auf dieser Grundlage für 23000 m^2 zusätzliche Verkaufsfläche (also ohne Blechbüchse) am Brühl aus. Außerdem soll der dort geforderte Branchenmix festgeschrieben werden.
- Der Umsatz in der Innenstadt geht ständig zurück, von 3960 Euro/m^2 (1997) auf 3450 Euro/m^2 (2006). Der Neubau wird wenigstens 33 Mill. Euro Umsatz aus anderen Bereichen der Innenstadt abziehen. Jung rechnet mit Blick auf die kompakte Innenstadt "auf 700 mal 800 Metern" damit, dass der Brühl-Neubau Leipzigs Innenstadt noch attraktiver macht und zusätzliche Kaufkraft von außerhalb anziehen wird. Das Gutachten spricht von 3900 zusätzlichen Besuchern pro Tag.
- Die Stadt unterstützt den Deal weiter, indem die LWB die vorgeschriebenen Ersatzwohnungen schafft, wofür Standorte im Matthäikirchhof oder das Bürohochhaus am Brühl 76/78 im Gespräch sind. (Quelle: LVZ, 24.1.2007)
- Im gesamten Kammerbezirk Leipzig beträgt die Verkaufsfläche 1,7 Mill. m^2, davon 822 235 m^2 in Leipzig selbst. Die durchschnittliche Kaufkraft der Leipziger ging von 4848 Euro (2005) auf 4611 Euro (2006) zurück. Das sind 90% des bundesdeutschen Durchschnitts der Kaufkraft und 106% der Verkaufsfläche. Quelle: LVZ, 13.12.2006
- Eine Studie der BBE Unternehmensberatung, erstellt im Auftrag des HVS, kommt zum Schluss, dass der Neubau von Verkaufsfläche am Brühl im geplanten Umfang zu Geschäftsverlagerungen in der Innenstadt führen würde mit dem Ergebnis, dass weniger repräsentative Innenstadtstandorte leer bleiben und zu Problemimmobilien werden könnten. Derzeit verfügt die Innenstadt über knapp 170 000 m^2 Verkaufsfläche (einschließlich 20 000 m^2 in den Bahnhofspromenaden), Nova Eventis über 76 000 m^2 und das Paunsdorf Center über 83 000 m^2. Für die volle wirtschaftliche Leistungskraft der City müssen 187 Mill. Euro Kaufkraft von außen in die Stadt Leipzig fleißen. Die Auslastung der geplanten zusätzlichen 35 000 m^2 Verkaufsfläche am Brühl (davon 10 000 m^2 in der Blechbüchse) erfordert weitere 120 Mill. Euro Kaufkraft. Quelle: LVZ, 7.12.2006
- Kurz nachgerechnet: 3 500 Euro/m^2 Kaufkraft ergibt 595 Mill. Euro für die derzeitige Verkaufsfläche in der Innenstadt, abzgl. 187 Mill. Euro Zufluss von außen = 408 Mill. Euro. Macht im Schnitt 1000 Euro, die jeder erwachsene Leipziger in den Geschäften der Innenstadt zu lassen hat, bitteschön! Nach dem Ausbau 300 Euro mehr.
- Über das im Auftrag der Stadt zu erstellende Gutachten der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung berichtet Manfred Bauer von der GMA im Bürgerforum am 10.1.2007 (Quelle: LVZ, 12.1.2007)
- weitere 25000 m^2 Verkaufsfläche seien kaum ein Problem.
- Verkaufsfläche 1997: 93000 m^2, 2006: 168000 m^2
- Neubau wird 32 Mill. Euro Umsatz aus anderen Teilen der City abziehen.
- Konkurse bei der Konkurrenz lassen sich durch Flächenbeschränkungen bei einzelnen Sortimenten vermeiden.