WUMM
Widersprüche und Management-Methodiken (WUMM)
Widersprüche und Management-Methodiken (WUMM) ist aus unserer Sicht der Kern der Umsetzung von TRIZ (Teoria Reschenija Isobretatjelskich Sadatsch), der Theorie des Lösens von Erfinderaufgaben des russischen Erfindungsforschers Genrich Saulowitsch Altschuller, der sich über 50 Jahre mit derartigen Fragen vor allem auf der Basis von Patentrecherchen beschäftigt hat.
WUMM geht über diesen Ansatz allerdings deutlich hinaus und stellt komplexe Innovations- und Managementszenarien in Unternehmen in den Mittelpunkt, wie wir dies auch im mitteldeutschen Raum thematisieren wollen.
Dazu haben wir eine Mailingliste eingerichtet.
Hintergrund
Während Altschullers Überlegungen stärker auf das Lösen technischer Probleme und damit auf mögliches Lösungspotenzial gerichtet sind, soll mit dem WUMM-Ansatz die innovations-praktische Herausforderung an das Management innerbetrieblicher Prozesse stärker in den Vordergrund gerückt werden.
Dabei sind terminologische Verschiebungen und Präzisierungen der letzten 50 Jahre zu berücksichtigen. Altschullers Fundament sind Patentschriften, die sich bekanntlich ausschließlich auf Erfindungen, nicht aber auf Entdeckungen beziehen können. Gleichwohl spielen in Altschullers Texten auch konkrete Entdeckungen eine große Rolle. Die theoretische Unterscheidung beider Begriffe, die sich praktisch an der Patentierbarkeitsfrage fest macht, ist vielfach untersucht worden. Eine unvoreingenommene Analyse dieser Unterscheidungsversuche zeigt allerdings, dass sie vor allem unterschiedlichen epistemischen Verständnissen des Erkenntnisprozesses selbst entspringen:
- Entdeckungen sind Teil eines akademischen Erkenntnisprozesses, in welchem Verweisbarkeit, Anknüpfbarkeit und kooperative Prüfungsprozesse im Vordergrund stehen. Die Bedingungen für ein solches "Stehen auf den Schultern von Riesen, das es auch Zwergen erlaubt, ein Stück weiter zu schauen" (Quelle), haben sich mit den Vernetzungsmöglichkeiten des digitalen Wandels noch einmal um Größenordnungen verbessert.
- Erfindungen sind Teil des ökonomisch-praktischen Gestaltungsprozesses des "Stoffwechsels mit der Natur" (Quelle im Deutschen Textarchiv), in dem auch die angemessene Würdigung des Einsatzes aufgewendeter Ressourcen zu gewährleisten ist.
Allerdings sind auch im ersten Fall erhebliche Aufwendungen (etwa für den Bau und Betrieb von Großforschungseinrichtungen wie dem LHC, an dem das Higgs-Boson entdeckt wurde) erforderlich, während im zweiten Fall die juristische Sicherung entsprechender geistiger Eigentumsrechte zu einem veritablen Hindernis für das Fortschreiten des Erkenntnisprozesses werden kann.
Eine harte Unterscheidung zwischen Entdeckungen und Erfindungen ist auch deshalb nicht mehr zeitgemäß, weil inzwischen deutlicher geworden ist, dass die ökonomisch-praktische Implementierung neuer Problemlösungsansätze auf der Basis fortschreitender technischer Entwicklung ein vieldimensionaler praktischer Prozess ist, in dem konkrete Entdeckungen und Erfindungen mit der planmäßigen Entwicklung von sachlichen und personellen Innovationspotenzialen sowie der Ermöglichung und Gestaltung entsprechender Innovationsprozesse eng verzahnt sind. In der Übertragung und Weiterentwicklung von Altschullers widerspruchsorientierten Ansätzen gerade in diesem Bereich versprechen wir uns einen deutlichen Fortschritt von Management-Ansätzen insgesamt.
TRIZ ist ein wichtiger Versuch, das erfinderische Tun sprechbar zu machen. Vielfältige praktische Erfahrungen mit dieser Methodik wurden in den [ DDR-Erfinderschulen]
Praxisgruppe Innovation
Wir wollen im Leipziger Raum eine "Praxisgruppe Innovation" aufbauen.
An einer Mitarbeit sind interessiert (in alphabetischer Reihenfolge):
- Romann Glowacki, Pi Innovation Culture GmbH sowie Innovationskoordinator am DBFZ, Innovationsmanagement im Bereich der Biotechnologien
- Prof. Hans-Gert Gräbe, Uni Leipzig, Informatik, Innovationsmanagement im Bereich Semantische Technologien und Linked Open Data
- Dr. Madlen Hunger, Projektentwicklerin, Innovationstechniken im Bereich Ressourceneffizienz und Cradle to Cradle
- Dr.-Ing. Sabine Lautenschläger, Uni Leipzig, IIRM und InfraRes, Innovationsmanagement im Bereich Wasserwirtschaft und Nachhaltigkeit
- Claudia Richard, Freie Wirtschaftsförderung Frank Basten, Innovationsmanagement im Bereich Bauwesen und Verlagswesen
- Martin Sachse, AGIL, Innovationsmanagement im Bereich des verarbeitenden Gewerbes
- Justus Schollmeyer, Second Negation, Berlin, Problemlöse-Methodik und Training
Gruppe "TRIZ in der Lehre"
An diesem Thema sind interessiert:
- Dr.-Ing. Sabine Lautenschläger, Uni Leipzig, IIRM und InfraRes
- Prof. Jürgen Müller, DHGE, Standort Gera
- Prof. Thomas Neumuth, Uni Leipzig und ICCAS
- Susanne Schulze, Berufsakademie Sachsen, Standort Leipzig
Prof. Neumuth hat ein Kernmodul "Strukturierte Systeminnovation für die Medizin" entwickelt, in dem er
- in einer Vorlesung Strukturierte Innovationsmethodiken vorstellt und
- in Seminar und Praktikum diese Innovationsmethodiken auf Probleme der Medizintechnik angewendet werden.
Im Sommersemester 2019 ist geplant, den praktischen Teil zusammen mit Dr.-Ing. Lautenschläger auf wasserwirtschaftliche Problemstellungen auszuweiten.
Bisherige regionale Aktivitäten (revers chronologisch)
- Workshop "TRIZ in der Praxis" am 22.-23. Juni 2018 in Weida und Gera
- Workshop "Paradigmenwechsel in Wissenschaft, Technik und Wirtschaft" am 27.-29. September 2017 in Großbothen
- Leibniz-Konferenz 2016 "Systematisches Erfinden" am 24.-25. November 2016 in Lichtenwalde
- Interdisziplinäres Gespräch "Hegel-Logik und Systematisches Erfinden - die TRIZ-Methodik" am 01. Juli 2016 in Leipzig
Texte und Vorträge
Siehe dazu insbesondere die Berichte und Konferenzseiten
- Leibniz-Konferenz 2016 "Systematisches Erfinden" am 24.-25. November 2016 in Lichtenwalde
- Interdisziplinäres Gespräch "Hegel-Logik und Systematisches Erfinden - die TRIZ-Methodik" am 01. Juli 2016 in Leipzig
Texte von Rainer Thiel:
- Zu Herbert Hörz „Dialektik als Heuristik“ (2005). (pdf).
- Zu „Dialektik als Heuristik“ und weiteren Texten in Erwägen Wissen Ethik 17/2006. (pdf).
- Zur Lehrbarkeit dialektischen Denkens – Chance der Philosophie. Mathematik und Kybernetik helfen. (2007) (pdf)
- „1948 – 2008: 60 Jahre Kybernetik“. Kybernetik und Entwicklung der Dialektik – Ergebnis und Perspektiven. Vortrag bei der Gesellschaft für Kybernetik (GfK) am 22. November 2008. (pdf)
- Was ist Dialektik? Eine kritische Betrachtung von (Hörz 2009). (pdf)
- Georg Klaus in den Jahren 1948 – 1963. Was würde der Bahnbrecher heute sagen?. Text zur Konferenz "Kybernetik, Informatik, Logik und Semiotik" zum 100. Geburtstag von Georg Klaus 7.-8.12.2012 an der HTW Berlin. (pdf)
- Hegel, Altschuller, TRIZ. Zehn Anmerkungen. Lifis-Online, 2016.
- Erfinderschulen – Problemlöse-Workshops. Projekt und Praxis. Lifis-Online, 2016.
Hansjürgen Linde in der DNB:
- Gesetzmässigkeiten, methodische Mittel und Strategien zur Bestimmung von Entwicklungsaufgaben mit erfinderischer Zielstellung. TU Dresden 1988. Dissertation A. http://d-nb.info/890630186
- (mit Bernd Hill) Erfolgreich erfinden: widerspruchsorientierte Innovationsstrategie für Entwickler und Konstrukteure. Darmstadt: Hoppenstedt 1993.