WUMM: Unterschied zwischen den Versionen

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===Bisherige regionale Aktivitäten (revers chronologisch)===
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* [[WUMM.2018-12-07|07.12.2018]] - Arbeitstreffen 
* [http://www.dorfwiki.org/wiki.cgi?HansGertGraebe/RohrbacherKreis/TRIZ-18 Workshop] "TRIZ in der Praxis" am 22.-23. Juni 2018 in Weida und Gera
* [http://www.dorfwiki.org/wiki.cgi?HansGertGraebe/RohrbacherKreis/TRIZ-18 Workshop] "TRIZ in der Praxis" am 22.-23. Juni 2018 in Weida und Gera
* [http://www.dorfwiki.org/wiki.cgi?HansGertGraebe/RohrbacherKreis/Grossbothen-17 Workshop] "Paradigmenwechsel in Wissenschaft, Technik und Wirtschaft" am 27.-29. September 2017 in Großbothen
* [http://www.dorfwiki.org/wiki.cgi?HansGertGraebe/RohrbacherKreis/Grossbothen-17 Workshop] "Paradigmenwechsel in Wissenschaft, Technik und Wirtschaft" am 27.-29. September 2017 in Großbothen

Version vom 24. Januar 2019, 16:44 Uhr


Widersprüche und Management-Methodiken (WUMM)

Widersprüche und Management-Methodiken (WUMM) ist aus unserer Sicht der Kern der Umsetzung von TRIZ (Teoria Reschenija Isobretatjelskich Sadatsch), der Theorie des Lösens von Erfinderaufgaben des russischen Erfindungsforschers Genrich Saulowitsch Altschuller, der sich über 50 Jahre mit derartigen Fragen vor allem auf der Basis von Patentrecherchen beschäftigt hat.

WUMM geht über diesen Ansatz allerdings deutlich hinaus und stellt komplexe Innovations- und Managementszenarien in Unternehmen in den Mittelpunkt, wie wir dies auch im mitteldeutschen Raum thematisieren wollen.

Dazu haben wir eine Mailingliste eingerichtet.

Hintergrund

Während Altschullers Überlegungen stärker auf das Lösen technischer Probleme und damit auf mögliches Lösungspotenzial gerichtet sind, soll mit dem WUMM-Ansatz die innovations-praktische Herausforderung an das Management innerbetrieblicher Prozesse stärker in den Vordergrund gerückt werden.

Dabei sind terminologische Verschiebungen und Präzisierungen der letzten 50 Jahre zu berücksichtigen. Altschullers Fundament sind Patentschriften, die sich bekanntlich ausschließlich auf Erfindungen, nicht aber auf Entdeckungen beziehen können. Gleichwohl spielen in Altschullers Texten auch konkrete Entdeckungen eine große Rolle. Die theoretische Unterscheidung beider Begriffe, die sich praktisch an der Patentierbarkeitsfrage fest macht, ist vielfach versucht worden. Eine unvoreingenommene Analyse dieser Unterscheidungsversuche zeigt allerdings, dass sie vor allem unterschiedlichen epistemischen Verständnissen des Erkenntnisprozesses selbst entspringen:

  • Entdeckungen sind Teil eines akademischen Erkenntnisprozesses, in welchem Verweisbarkeit, Anknüpfbarkeit und kooperative Prüfungsprozesse im Vordergrund stehen. Die Bedingungen für ein solches "Stehen auf den Schultern von Riesen, das es auch Zwergen erlaubt, ein Stück weiter zu schauen" (Quelle), haben sich mit den Vernetzungsmöglichkeiten des digitalen Wandels noch einmal um Größenordnungen verbessert.
  • Erfindungen sind Teil des ökonomisch-praktischen Gestaltungsprozesses des "Stoffwechsels mit der Natur" (Quelle im Deutschen Textarchiv), in dem auch die angemessene Würdigung des Einsatzes aufgewendeter Ressourcen zu gewährleisten ist.

Allerdings sind auch im ersten Fall erhebliche Aufwendungen (etwa für den Bau und Betrieb von Großforschungseinrichtungen wie dem LHC, an dem das Higgs-Boson entdeckt wurde) erforderlich, während im zweiten Fall die juristische Sicherung entsprechender geistiger Eigentumsrechte zu einem veritablen Hindernis für das Fortschreiten des Erkenntnisprozesses werden kann.

Eine harte Unterscheidung zwischen Entdeckungen und Erfindungen ist auch deshalb nicht mehr zeitgemäß, weil inzwischen deutlicher geworden ist, dass die ökonomisch-praktische Implementierung neuer Problemlösungsansätze auf der Basis fortschreitender technischer Entwicklung ein vieldimensionaler praktischer Prozess ist, in dem konkrete Entdeckungen und Erfindungen mit der planmäßigen Entwicklung von sachlichen und personellen Innovationspotenzialen sowie der Ermöglichung und Gestaltung entsprechender Innovationsprozesse eng verzahnt sind. In der Übertragung und Weiterentwicklung von Altschullers widerspruchsorientierten Ansätzen gerade in diesen Bereich versprechen wir uns einen deutlichen Fortschritt von Management-Ansätzen insgesamt.

TRIZ ist ein wichtiger Versuch, das erfinderische Tun sprechbar zu machen. Vielfältige praktische Erfahrungen mit dieser Methodik wurden in den DDR-Erfinderschulen gesammelt, analysiert und auf sozio-technische Widersprüche ausgeweitet. Diese von den führenden Ideologen der DDR immer misstrauisch beäugten Entwicklungen sind Teil praktischer Erfahrungen sozio-technischen Managements auf der unteren Ebene von DDR-Kombinatsstrukturen, die in vielen Aspekten wie Konzerne organisiert waren und funktionierten. Hansjürgen Lindes Dissertation 1988 an der TU Dresden und seine "Widerspruchsorientierten Innovationsstrategien" (WOIS) waren ein erster Versuch, diese Ansätze systematisch zusammenzufassen.

Mit CMMI und der ISO/IEC 15504 haben sich im Bereich der Softwareentwicklung Reifegradmodelle zur Bewertung unternehmerischer Managementstrukturen etabliert, die sich auch auf andere Bereiche der industriellen Produktion mit einem hohen Anteil kreativer Arbeit in projektartigen Strukturen übertragen lassen. Dabei erfuhr die Ausgestaltung der hohen Reifegradstufen 4 (quantitaviely managed) und 5 (optimizing), die auf der Erhebung angemessener Prozesskennzahlen (Reifegrad 3) aufsetzen, in den letzten Jahren erhebliche Modifikationen. Auch dabei zeigte sich die Bedeutung des Aufdeckens und Prozessierens von Widersprüchen im Fehler-, Change- und Innovationsmanagement.

Wie in TRIZ und WOIS steht in WUMM die dialektische Herangehensweise an derartige Widersprüche im Vordergrund. Im Gegensatz zu WOIS, das sich die eigenen Ansätze durch Markenrechte hat schützen lassen und so eine geschlossene Welt konstituiert, und zu anderen TRIZ-Communities mit ähnlichen Schließungsansätzen sieht sich WUMM einer Open Culture verpflichtet, in deren Rahmen ein öffentlich unter klaren Creative Commons Lizenzen verfügbarer Bestand von Materialien, Texten und Werkzeugen aufgebaut werden soll.

Praxisgruppe Innovation

Wir wollen im Leipziger Raum eine "Praxisgruppe Innovation" aufbauen.

An einer Mitarbeit sind interessiert (in alphabetischer Reihenfolge):

Gruppe "TRIZ in der Lehre"

An diesem Thema sind interessiert:

Prof. Neumuth hat ein Kernmodul "Strukturierte Systeminnovation für die Medizin" entwickelt, in dem er

  • in einer Vorlesung Strukturierte Innovationsmethodiken vorstellt und
  • in Seminar und Praktikum diese Innovationsmethodiken auf Probleme der Medizintechnik angewendet werden.

Im Sommersemester 2019 ist geplant, den praktischen Teil zusammen mit Dr.-Ing. Lautenschläger auf wasserwirtschaftliche Problemstellungen auszuweiten.

Bisherige regionale Aktivitäten (revers chronologisch)

  • 07.12.2018 - Arbeitstreffen
  • Workshop "TRIZ in der Praxis" am 22.-23. Juni 2018 in Weida und Gera
  • Workshop "Paradigmenwechsel in Wissenschaft, Technik und Wirtschaft" am 27.-29. September 2017 in Großbothen
  • Leibniz-Konferenz 2016 "Systematisches Erfinden" am 24.-25. November 2016 in Lichtenwalde
  • Interdisziplinäres Gespräch "Hegel-Logik und Systematisches Erfinden - die TRIZ-Methodik" am 01. Juli 2016 in Leipzig

Texte und Vorträge

Siehe dazu insbesondere die Berichte und Konferenzseiten

Texte von Rainer Thiel:

  • Zu Herbert Hörz „Dialektik als Heuristik“ (2005). (pdf).
  • Zu „Dialektik als Heuristik“ und weiteren Texten in Erwägen Wissen Ethik 17/2006. (pdf).
  • Zur Lehrbarkeit dialektischen Denkens – Chance der Philosophie. Mathematik und Kybernetik helfen. (2007) (pdf)
  • „1948 – 2008: 60 Jahre Kybernetik“. Kybernetik und Entwicklung der Dialektik – Ergebnis und Perspektiven. Vortrag bei der Gesellschaft für Kybernetik (GfK) am 22. November 2008. (pdf)
  • Was ist Dialektik? Eine kritische Betrachtung von (Hörz 2009). (pdf)
  • Georg Klaus in den Jahren 1948 – 1963. Was würde der Bahnbrecher heute sagen?. Text zur Konferenz "Kybernetik, Informatik, Logik und Semiotik" zum 100. Geburtstag von Georg Klaus 7.-8.12.2012 an der HTW Berlin. (pdf)
  • Hegel, Altschuller, TRIZ. Zehn Anmerkungen. Lifis-Online, 2016.
  • Erfinderschulen – Problemlöse-Workshops. Projekt und Praxis. Lifis-Online, 2016.

Hansjürgen Linde in der DNB:

  • Gesetzmässigkeiten, methodische Mittel und Strategien zur Bestimmung von Entwicklungsaufgaben mit erfinderischer Zielstellung. TU Dresden 1988. Dissertation A. http://d-nb.info/890630186
  • (mit Bernd Hill) Erfolgreich erfinden: widerspruchsorientierte Innovationsstrategie für Entwickler und Konstrukteure. Darmstadt: Hoppenstedt 1993.