WAK.MB-Debatte.6-08-HP

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Beitrag aus dem Mitteilungsblatt 6-2008 des Stadtverbands der Linkspartei

Meinung zum Beitrag von Juliane Nagel im Mitteilungsblatt vom 20. Mai 2008

Beim Lesen des Beitrags kann der unbedarfte Leser zu dem Eindruck gelangen, Juliane Nagel möchte so leben, wie es bereits in der Bibel zu lesen ist. Darin berichtet der Evangelist Lukas, dass Jesus seine Jünger, die sich ob ihrer Armut und des Mangels an Essen beklagten, tröstete mit dem Hinweis auf die Vögel, denn diese säen nicht, ernten nicht, haben weder Vorratskammern noch Scheunen – aber Gott ernährt sie doch. Und weiter soll er ihre Betrachtung auf die Lilien gelenkt haben, die nicht arbeiten und spinnen, und trotzdem nicht einmal Salomon in seiner Pracht besser gekleidet war als sie.

Nun sind wir weder Spatzen noch Lilien, sondern Wesen, die in ihrer Nacktheit verhungern würden, wenn sie darauf warten, dass ein überirdisches Wesen sie ernährt, kleidet und ihnen Wohnung gibt. Arbeit ist es, die den Mensch aus dem Tierreich treten ließ, mit der er den Unbilden der Natur trotzt, sich aber auch ihre Reichtümer erschließt. Für die Gesellschaft nützliche Arbeit ist die unverzichtbare Grundlage unserer Existenz, wobei man natürlich trefflich streiten kann, ob sie wie unter den heutigen kapitalistischen Bedingungen, als Mittel der Ausbeutung zum Ziel der Bereicherung der Besitzenden von Produktionsmitteln dient oder ob Arbeit ausbeutungsfrei erfolgen kann. Von letzterem sind wir wohl noch weit entfernt, so dass gegenwärtig der Kampf darum zu führen ist, dass alle Arbeitsfähigen und -willigen die Möglichkeit erhalten, unter menschenwürdigen Bedingungen arbeiten und so ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können.

Deshalb betrachte ich es als zeitgemäß, die Gewerkschaften in diesem Sinne zu unterstützen. Wenn aber nach Juliane Nagel der Lebensanspruch junger Menschen darin bestehen soll, sich in den Liegestuhl zu legen und, „weil er ein Mensch ist“, auf die ihm zustehenden „essentiellen Leistungen“ zu warten, dann soll sie uns doch bitte sagen, woher diese Leistungen kommen sollen, wenn alle im Liegestuhl dösen. Ich halte es daher nach wie vor mit den Aussagen von Karl Marx in seiner „Kritik des Gothaer Programms“, das zu lesen ich von dieser Stelle wärmstens empfehle.

Horst Pawlitzky