WAK.2010-05-11: Unterschied zwischen den Versionen

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==kleiner Bericht==
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2010-05-12.Atari.Reudnitz.ParEcon  ([[Benutzer::RedTeddy]])
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'''ParEcon - Participatory Economics''' (deutsch etwa Mitbestimmungs-Wirtschaftssystem)
'''ParEcon - Participatory Economics''' (deutsch etwa Mitbestimmungs-Wirtschaftssystem)
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http://biko.arranca.de/
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==Weitere Anmerkunge ([[Benutzer:HGG]])==
==Weitere Anmerkungen==
 
Anmerken möchte ich die deutlichen Parallelen der an jenem Abend vorgetragenen Parecon-Ansätze mit denen eines "Computersozialismus" a la http://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Dieterich Heinz Dieterich], [http://de.wikipedia.org/wiki/Arno_Peters Arno Peters] oder aber [http://de.wikipedia.org/wiki/Allin_Cottrell Cockshott&Cottrell], wenn es um die Koordinierung gesellschaftlicher Aktivitäten geht. Diese Überlegungen trafen (auch) an dem Abend auf tiefe Skepsis, da sie die einschlägigen Erfahrungen des Realsozialismus ignorieren. Einzelne Fragen meinerseits zeigten, dass das Konzept sehr mechanistisch angelegt ist und kaum auf unvorhergesehene Zwischenfälle reagieren kann. Diese Ansätze wurzeln im Glauben, dass man "Gesellschaft steuern könne wie eine Maschine" (siehe meine [http://www.hg-graebe.de/EigeneTexte/cc-thesen.pdf "Chemnitzer Thesen"])
 
Siehe auch [[WAK.2007-03-13]], [[WAK.2009-10-14]]
 
Dem gegenüber steht der anarcho-syndikalistische Ansatz einer direkten Arbeiterdemokratie, wo die Menschen entscheiden, die von den entsprechenden Effekten unmittelbar berührt werden, sowie der Rotation von Tätigkeiten. Es könnte spannend sein, dies zusammenzudenken mit Erfahrungen aus Kommunen, in denen etwa 100 Menschen ein gemeinsames Leben organisieren, im Innenverhältnis diesen anarcho-syndikalistische Ansätzen folgen, im Außenverhältnis jedoch zu formalisierteren Formen der Kommunikation kommen, mit denen auf dieser Ebene Verbindlichkeit und Verantwortung prozessiert werden können. Hier, so denke ich, hat die Wertkategorie noch keineswegs ausgedient. Die Potenziale selbsorganisierter basaler Reproduktionszusammenhänge mit klaren Beschränkungen auf der Eigentumsseite sind noch nicht ansatzweise ausgelotet.
 
In dem Zusammenhang hatte der Referent ein Buch von [http://www.robinhahnel.org Robin E. Hahnel] - Economic Justice and Democracy:
From Competition to Cooperation - dabei, in welchem den  anarcho-syndikalistische Ansätzen deutlich mehr Raum eingeräumt wird als in den Büchern von Michael Albert.
* Review des Buches von Robin Hahnel: http://www.greens.org/s-r/40/40-21.html
 
 
Hans-Gert Gräbe, 14.05.2010

Version vom 14. Mai 2010, 17:56 Uhr

Home Hauptseite / WAK

PARticipatory ECONomics - Wirtschaften mit Beteiligungsmöglichkeiten für Alle?
mit Uwe Flurschütz vom Bildungkollektiv Erfurt http://biko.arranca.de.
Veranstaltung von "Zusammen y Misturados" und des Rohrbacher Kreises in der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen
Di, 11. Mai 2010, 20 Uhr, Ladenprojekt e.V., Kippenbergstr. 20 in Leipzig-Reudnitz
(Linie 4, Bus 72 o. 73 - bis Haltestelle Breitestr., dann ca. 100 m stadteinwärts auf dem Täubchenweg)

Ankündigung

Diese Vision eines Gesellschafts- und Wirtschaftsmodells wird anhand des Buches von Michael Albert "PARECON - Leben nach dem Kapitalismus" und der Fortsetzung "Economic Justice and Democracy" durch das Bildungskollektiv BiKo vorgestellt.

Nachdem der Kapitalismus in eine Krise gekommen ist, deren Ende und Ausgang noch nicht abzusehen ist, erscheint es notwendig mögliche Alternativen ins Blickfeld zu rücken. In PARECON - Participatory Economics - beschreibt Michael Albert ein komplexes, alle Lebensbereiche durchdringendes System jenseits der herrschenden Ökonomie von Ausbeutung und Privateigentum, aber auch verschieden vom Zentralplanungssozialismus.

Ziel der PARECON ist eine lebendige, kommunikative Gesellschaft, vielfältig, solidarisch und selbstorganisiert. In dieser wird sich über Bedürfnisse und Möglichkeiten, Aufwand und Nutzen, Folgen und Risiken rege ausgetauscht. Viele Lebens-, Wohn- und Arbeitsformen bleiben denkbar und möglich.

"PARECON ist ein starkes Argument für eine absolut notwendige Vision von einem demokratischeren, weniger hierarchischen, alternativen Wirtschaftsmodell", so die indische Schriftstellerin und globalisierungskritische Aktivistin Arundhati Roy über die Ideen der PARECON.

In der Veranstaltung werden die Grundlagen, Thesen und Kritikpunkte an der PARECON gemeinsam erarbeitet, vorgestellt und diskutiert.

Links:

kleiner Bericht

2010-05-12.Atari.Reudnitz.ParEcon (Benutzer:RedTeddy)

ParEcon - Participatory Economics (deutsch etwa Mitbestimmungs-Wirtschaftssystem)

DAS Buch zum Thema: http://www.amazon.de/Parecon-Leben-nach-dem-Kapitalismus/dp/3931786331/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1273602374&sr=1-1

Referenten-Bemerkung: Es ist eine Langfrist-Utopie und der Weg von A nach B sind zwei versch. Dinge

Ethische Werte

  • Gerechtigkeit (beim Einkommen), Arbeitszeit, Verteilung, Entscheidungsfindung bzw. Mitbestimmung, ...

Grundprinzipien

  • ...

siehe unten

Ein paar (hier unvollständige) Zitate zur Einstimmung:

Zitat von Keynes zum Kapitalismus:

  • "Der Kapitalismus basiert auf der merkwürdigen Überzeugung, dass widerwärtige Menschen aus widerwärtigen Motiven irgendwie für das allgemeine Wohl sorgen werden.“

Ein Zitat von einem britischen Liberalen

  • ...

William Morris:

  • "Nun, was ich unter Sozialismus verstehe, ist eine Gesellschaft, in der es weder Reiche noch Arme, weder Meister noch Knechte, weder Faule noch mit Arbeit Überlastete, weder geistig überanstrengte Hirnarbeiter, noch körperlich elende, erschöpfte Handarbeiter gibt. Mit einem Wort, ein Zustand, in dem allen Menschen gegönnt sein soll in der gleichen Lebenslage zu leben, um ihre Geschäfte ausführen zu können, mit dem vollen Bewußtsein, daß das Unrecht, Einem zugefügt, ein Unrecht an Allen bedeutet. Unter Sozialismus verstehe ich die Verwirklichung des Wortes „Gemeinwohl“."

http://www.marxists.org/deutsch/archiv/morris/1894/06/sozialist.htm

Noam Chomsky:

  • "Menschen ... sie wollen nicht herumgestossen werden ..."

Mitmachmachrunde:

  • was findewt ihr am Kapitalismus schlecht?
  • was findet ihr an dieser Gesellschaft erhaltenswert/ weiter zu entwickeln?

PARECON Grundwerte im Überblick

1. Entlohnung - Gerechtigkeit beim Einkommen - 4 Varianten

  • nach den eingesetzten mitteln 1. - ablehnung
  • nach der Leistung 2. - ablehnung
  • nach dem eigenen Einsatz/ Entbehrung/ Verzicht 3. - o.k.
  • nach dem pers. Bedarf 4. - o.k.

1b)

  • grundeinkommen ...
  • zusatzeinkommen ...

Zweite Gerechtigkeitskategorie: Arbeitsbedingungen

  • angenehm, erfüllend, statt bzw. auch, aber nicht nur
  • deprimierend, erschöpfend
  • Ziel: selbstbestimmte, ausgewogene Tätigkeitsbündel

3. Zuordnung von Entscheidungsgewalt/ Entscheidungsbeteiligung

  • heute: wenige Akteure der Macht/ Investitionsmonopol
  • one voice, one vote one - gleichmaessige machtverteilung
  • nach betroffenheit (flughafenanlieger und flughafen-nicht-anlieger als Bsp.)

4. Vielfalt statt Einheitsbrei

  • arbeit
  • lebensbedingungen
  • kultur
  • Produkte?

5. Solidarität

6. Effizienz ?-)


PARECON Grundprinzipien

  • Gemeineigentum
  • Entlohnung nach Einsatz
  • Arbeiter_innen- und Verbraucher_innen-räte
  • ausgewogene Tätigkeitsbündel
  • partizipatorische Planung
  • partizipatorische Selbsbestimmung


Zitat aus http://www.parecon.de/einfuhrung : "Grundwerte und Institutionen

Die Grundwerte, auf denen Parecon aufbaut ist und die durch Parecon umgesetzt werden sollen, sind Gerechtigkeit, Selbstbestimmung, Solidarität, Vielfalt, Effizienz (das Verhältnis von der investierten Arbeit und dem Nutzen, der dabei erreicht wird) und ökologisches Gleichgewicht (2).

Die Ziele, die sich daraus ergeben, sollen durch die folgenden Institutionen und Prinzipien erreicht werden:

  • Gemeineigentum an den Produktionsmitteln
  • Selbstbestimmte Produzenten- und Konsumentenräte
  • Entlohnung nach Einsatz und Verzicht
  • Ausgeglichene Tätigkeitsbündel
  • Partizipatorische Planung"


Offen blieb zum Teil:

Wie ist das mit dem Thema Verantwortung?

Opportunitätskosten?

Iterationsunterstützungsbüros (i-büro)?


Zum PARECON Planungsprozess

  • Vorschläge einreichen
  • Bedürfnisse aeussern
  • informieren und verhandeln
  • i.-büro: richtpreise ermitteln
  • 3 iterationsrunden ...
  • 4. runde: eine Vorgabe in Spannbreiten vom iterationsbüro
    • falls keine Einigung stattfand
  • 5. grenzen die zur einigung führen sollen


  • individuell - produzieren und konsumieren: ... planen, wünsche, bedürfnisse, angebote, ... plus iterationsunterstützungsbüros ... als iterativer prozess in 5 runden.
  • kollektiver konsum und produktion: ... auch nach betroffenheit ... umfassende kosten-nutzen-betrachtung ... systematische verbesserung der vorschläge ... hallenbad, staudamm, bahnhof, ... auch als iterativer prozess in 5 runden.


  • Arbeiter_innen- und Verbraucher_innen-räte:
    • Delegierung statt Vertretung
    • Pyramidenartig
    • ...


Diskussion ... (nicht wiedergebbar)


Oder gleich das

http://www.parecon.de/einfuhrung

erstmal von vorn bis hinten lesen ;-).


wilde, kleine linksammlung (auch aus der Diskussion heraus):

http://de.wikipedia.org/wiki/Selbstorganisation http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Alternative_%C3%96konomie http://www.parecon.de/interviews http://www.parecon.de/einfuhrung http://deu.anarchopedia.org/Parecon http://en.wikipedia.org/wiki/Participatory_economics

Das Buch

http://de.wikipedia.org/wiki/Parecon http://biko.arranca.de/

Weitere Anmerkungen

Anmerken möchte ich die deutlichen Parallelen der an jenem Abend vorgetragenen Parecon-Ansätze mit denen eines "Computersozialismus" a la http://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Dieterich Heinz Dieterich], Arno Peters oder aber Cockshott&Cottrell, wenn es um die Koordinierung gesellschaftlicher Aktivitäten geht. Diese Überlegungen trafen (auch) an dem Abend auf tiefe Skepsis, da sie die einschlägigen Erfahrungen des Realsozialismus ignorieren. Einzelne Fragen meinerseits zeigten, dass das Konzept sehr mechanistisch angelegt ist und kaum auf unvorhergesehene Zwischenfälle reagieren kann. Diese Ansätze wurzeln im Glauben, dass man "Gesellschaft steuern könne wie eine Maschine" (siehe meine "Chemnitzer Thesen"),

Siehe auch WAK.2007-03-13, WAK.2009-10-14

Dem gegenüber steht der anarcho-syndikalistische Ansatz einer direkten Arbeiterdemokratie, wo die Menschen entscheiden, die von den entsprechenden Effekten unmittelbar berührt werden, sowie der Rotation von Tätigkeiten. Es könnte spannend sein, dies zusammenzudenken mit Erfahrungen aus Kommunen, in denen etwa 100 Menschen ein gemeinsames Leben organisieren, im Innenverhältnis diesen anarcho-syndikalistische Ansätzen folgen, im Außenverhältnis jedoch zu formalisierteren Formen der Kommunikation kommen, mit denen auf dieser Ebene Verbindlichkeit und Verantwortung prozessiert werden können. Hier, so denke ich, hat die Wertkategorie noch keineswegs ausgedient. Die Potenziale selbsorganisierter basaler Reproduktionszusammenhänge mit klaren Beschränkungen auf der Eigentumsseite sind noch nicht ansatzweise ausgelotet.

In dem Zusammenhang hatte der Referent ein Buch von Robin E. Hahnel - Economic Justice and Democracy: From Competition to Cooperation - dabei, in welchem den anarcho-syndikalistische Ansätzen deutlich mehr Raum eingeräumt wird als in den Büchern von Michael Albert.


Hans-Gert Gräbe, 14.05.2010