LD.Konzeption

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Grundlegende konzeptionelle Überlegungen

Vision

Seit dem Turmbau zu Babel war nie so viel Möglichkeit, die Freie Rede Freier Bürger zur gemeinsamen Gestaltung unserer Mitwelt zu befördern, wie im heutigen Zeitalter einer nun auch technisch vernetzten Welt. Mit dem Semantischen Web entwickeln sich Konzepte und Werkzeuge, dabei auch den Sinn Freier Rede genauer zu artikulieren. Diese sollten in einer Freien Stadtgesellschaft wie Leipzig zur Anwendung kommen.

Es gibt viele Hindernisse auf dem Weg der Entfaltung der freien Rede freier Bürger jenseits der Unverbindlichkeit einer Speakers Corner. Eines der wichtigsten ist die Entwicklung einer gemeinsamen freien Sprache, mit der wir uns öffentlich auf einfache oder komplexe Sachverhalte beziehen können, ohne gleich Post vom Anwalt erwarten zu müssen. Grundlage einer solchen freien Sprache ist die Möglichkeit, die Gegenstände unserer Rede zunächst einmal frei zu benennen.

Über passende rechtliche Rahmen für ein solches Projekt eines Public Domain (Öffentlichen Bereichs) ist in den letzten Jahren viel diskutiert worden. Im Ergebnis hat sich die CC-Zero-Lizenz etabliert als die genaueste Weise, den Public Domain Gedanken im heutigen weltweiten Rechtssystem auszudrücken.

Ziel des Projekts LeipzigData als Teil der Leipziger Initiative für Offene Daten ist es, im Namespace leipzig-data.de/Data/ einen Kernbestand von Daten über Leipziger Belange als LOD - Leipzig Open Data unter dieser Lizenz frei verfügbar zu machen und fortzuschreiben. Dazu ist insbesondere eine entsprechende Ontologie zu entwickeln, LEO - die Leipzig Ontology.

Eine solcher Kerndatenbestand als konsensual befestigte gemeinsame Freie Sprache ist die Grundlage auch für die private Freie Rede Freier Bürger über strittige Leipziger Sachverhalte, deren Sichtbarkeit und digitale Unterstützung als Leipzig Data mit der Leipziger Initiative für Offene Daten befördert werden soll, ohne dass sich die Initiative diese Meinungen zu eigen machen oder auch nur gutheißen muss.

Allgemeine Prinzipien zum Aufbau einer Leipzig Data Cloud

Die Vielfalt der Akteure, Projekte und Prozesse, welche die Leipziger Stadtlandschaft prägen, findet sich als Vielfalt von Datenquellen im Web wieder, die von diesen Akteuren aufgebaut wurden und fortgeschrieben werden. Diese Cloud gilt es, im Rahmen kommunikativer und kooperativer Prozesse für die Weiterentwicklung der Leipziger Stadtlandschaft intensiver zu nutzen. Mit den Konzepten und Werkzeugen des Semantic Web stehen hierfür technische Mittel bereit, die es dafür klug einzusetzen gilt.

Zur Nutzung dieser Datenquellen sind zwei Aspekte wesentlich zu beachten - die Nutzungsbedingungen der jeweiligen Datenquellen (wer darf?) und die Interoperabilität (wie geht's?).

Fragen der Nutzungsbedingungen - also lizenzrechtliche Fragen - wurden und werden intensiv diskutiert, ohne dass sich ein allgemeines Ergebnis abzeichnet. Die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die geschäftlichen Interessen der einzelnen Akteure sind dafür einfach zu unterschiedlich. Diese (politische, vertragsrechtliche) Heterogenität steht einer schnellen Entwicklung prototypischer Anwendungen im Wege, mit denen die (technischen) Möglichkeiten der Herstellung vernünftiger Interoperabilität praktisch demonstriert werden können.

Die Geschichte des Internets hält viele Beispiele bereit, wo Unternehmen mit einem klugen Wechsel ihrer Geschäftsmodelle die Vorteile offener Datenformate und freizügigen Informationsaustauschs als Wettbewerbsvorteile in Stellung bringen konnten. Diese Geschäftsmodelle eint eine Erkenntnis: Der Wert eines Unternehmens ergibt sich nicht aus den Unternehmensdaten, sondern aus der in den "Humanressourcen" gebündelten unternehmerischen Kompetenz.

In einem solchen geistigen Umfeld ist der freizügige Austausch von Erfahrungen möglich und wünschenswert - Kompetenz erwächst aus dem Lernen aus Fehlern, und vorteilhaft ist es, nicht nur aus den eigenen Fehlern, sondern auch aus den Fehlern anderer zu lernen. Besser ist, wer schneller lernt.

Wir haben uns deshalb darauf verständigt, von uns entwickelte Werkzeuge Tools unter der Apache 2.0 Lizenz verfügbar zu machen. Für die Daten zeichnet sich ab, dass einzelne Bestände unter verschiedenen Lizenzen verfügbar sein werden. Dazu wurden verschiedene Repos bei github/LeipzigData eingerichtet.

Auf dem im Aufbau befindlichen Kernbestand von Daten über Leipziger Belange können so technische Fragen genauer diskutiert und die entsprechenden Möglichkeiten praktisch demonstriert und im Detail nachvollzogen werden. Wir erwarten, dass damit ein Diskursprozess startet, in dem der Zusammenhang der Weiterentwicklung technischer und lizenzrechtlicher Positionen einzelner Akteure beim Aufbau einer Leipzig Data Cloud zur Unterstützung realweltlicher kommunikativer und kooperativer Prozesse in der Leipziger Stadtlandschaft deutlicher wird.

Interessen und Interessengruppen im Web der Daten

Das Web der Daten eröffnet vollkommen neue Möglichkeiten der gemeinsamen Verwaltung formalisierter Informationen. Informationen sind ohne Bezug zur kontextuellen Einbettung ihrer Semantik - also jenseits der Stories, in denen diese Informationen erst ihre Bedeutung entfalten und die im überwiegenden Teil nicht oder kaum formalisiert sind - wertlos. Dieser Aspekt wird bei den meisten heutigen Datenprojekten zu wenig beachtet, und so pflastern Datenfriedhöfe den Weg ins Informationszeitalter.

Informations-Aggregationsprojekte wie das Leipzig Data Projekt werden also ohne Identifizierung und Berücksichtigung dieser informellen Kontexte nicht erfolgreich sein können, innerhalb derer verschiedene Aspekte von Stadtgeschichte weitgehend autonom bewegt werden. Wir gehen davon aus, dass es innerhalb einer jeden solchen Interessengruppe eine eigene "gemeinsame Story" gibt, die sich aus den Stories verschiedener Unternehmen, Vereine und Unterstrukturen in der Interessengruppe speist, die mit eigenen digitalen Angeboten im Netz präsent sind. Diese Angebote werden möglicherweise nicht von den Unterstrukturen selbst betreut, sondern von einem Webdienste-Anbieter mit entsprechender technischer Kompetenz.

Informations-Aggregation bedeutet in einem solchen verteilten Kontext Harmonisierung der Datenstrukturierungen und der Werkzeuge. Dabei ist eine Harmonisierung der Datenstrukturierungen auf der Ebene der Interessengruppen selbst zu erreichen (Einigung auf eine gemeinsame Sprache für die gemeinsame Story). Die technische Basis der Werkzeuge und Konzepte, die eingesetzt werden, um eine solche Harmonisierung zu befördern, ist allerdings nicht zwingend interessengruppenspezifisch und kann von einem übergreifenden Projekt wie dem Netzprojekt an der Uni Leipzig entwickelt, fortgeschrieben und als Dienstleistung verschiedenen regionalen Interessengruppen zur Verfügung gestellt werden.

Aus diesen allgemeinen Überlegungen lassen sich vier infrastrukturelle Ebenen identifizieren, die innerhalb einer Stadt wie Leipzig praktisch auszugestalten sind:

Ebene 1: Nutzer (Organisationen, Vereine, Unternehmen jenseits der IT) möchten eine solche verteilte gemeinsame Datenbasis innerhalb von Interessengruppen praktisch aufbauen und nutzen.

Ebene 2: Webdienste-Anbieter, die Websites für Vereine und Unterstrukturen hosten und gestalten, sind die erste Ebene mit umfassenderer technischer Kompetenz, wie die entsprechenden Wünsche und Vorhaben technisch-praktisch unterstützt werden können. Üblicherweise kommen dabei standardisierte Lösungen im Rahmen eines Web-Frameworks zum Einsatz, mit dem spezifische Sichten mit Such- und Auswahlfunktionalitäten erstellt und in die Webpräsenz ihrer Kunden eingebaut werden. Idealerweise wird dabei bereits auf die gemeinsam verwaltete verteilte Datenbasis einer Interessengruppe zugegriffen.

Der Zugriff auf eine solche gemeinsam verwaltete verteilte Datenbasis geschieht derart, dass in regelmäßigen Abständen Daten ausgetauscht werden und so ein aktuelles lokales Abbild der für den jeweiligen Betreiber relevanten Daten entsteht, aus dem das lokale Web-Framework gespeist wird. Hier sind zukünftig dezentralere Ansätze auf technischer Ebene denkbar, die Prozesse der Semantik-Harmonisierung sind jedoch unverzichtbar.

Ebene 3: Im Rahmen der Interessengruppe wird die gemeinsam verwaltete verteilte Datenbasis fortgeschrieben und weiterentwickelt, wobei Harmonisierung und Qualitätssicherung eine zentrale Rolle spielen. Hierfür ist durch die beteiligten Organisationen, Vereine und Unternehmen ein Netzwerk von interessierten und technik-affinen Personen zu knüpfen, die sowohl in die Prozesse des Fortschreibens der gemeinsamen Story der Interessengruppe (Fachkenntnis) eingebunden sind als auch die konzeptionellen und technischen Möglichkeiten des formalisierten "Storytellings" kennen (technische Kompetenz). Dafür stehen Ansätze und Werkzeuge bereit, die in der AKSW-Gruppe an der Uni Leipzig entwickelt werden.

Ebene 4: Interessengruppenübergreifend sind die konzeptionellen und technischen Möglichkeiten des formalisierten "Storytellings" weiterzuentwickeln sowie ein Schulungssystem aufzubauen, das Personal auf den Ebenen 2 und 3 beim Erwerb entsprechender technischer Kompetenz unterstützt.


Siehe auch das Netzprojekt an der Uni Leipzig.