Attac.Ratschlag 2008.Sonstiges

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Entwurf Leipzig-Texte im Programmheft

Leipzig

Leipzig hat nicht umsonst einen besonderen Ruf – Die alte Handels-, Messe- und Universitätsstadt war früher das Zentrum des deutschen Buchhandels, zu Ostzeiten dann Industrie- und Handelsmetropole. Und immer schon eng mit Musik verbunden. Durch den Zusammenbruch der Industrie mit der Wiedervereinigung schrumpfte die Einwohnerzahl erheblich, was neben einer Menge Probleme auch viele Freiräume schaffte, die in der allgemeinen Aufbruchstimmung auch genutzt wurden und werden.

Auch die Leipziger sind ein spezielles Völkchen: Einerseits ist in der Durchschnittsbevölkerung ein ordentliches Maß an Resignation sehr verbreitet, andererseits auch ein Wille, gemeinsam für etwas einzustehen sowie eine Menge Lokalpatriotismus. Im günstigsten Fall führt das dann zu Montagsdemonstrationen in der DDR oder wie kürzlich zu erfolgreichen Bürgerentscheiden gegen Privatisierung, aber auch teure Olympiabewerbungen und eine starke Identifizierung mit anderen megalomanen Großprojekten und eine Vorliebe für mehr oder weniger zutreffende Superlative („größter Kopfbahnhof Europas“, „ältestes Kino Deutschlands“, ..) kommen dabei heraus.

In der politischen Landschaft ist auffällig, dass es viele kleine Initiativen gibt, die einen relativ allgemeinen politischen Anspruch in ihrer Arbeit haben (z.B. Überwachung, Stadtentwicklung, Integration, Privatisierung, Militarisierung) und sehr unkompliziert zusammenarbeiten (wenn nicht gerade die hier sehr prominente Antideutschen-Problematik dazwischen kommt, wenn die Bündnisse weit nach links reichen). Dafür gibt es fast keine Bürgerinitiativen, die von DurchschnittsbürgerInnen getragen werden. Die offizielle Stadtpolitik beschränkt sich im Wesentlichen auf ein ewigwährendes Machtmonopol der SPD, die ihrer Stadtratsfraktion die Beschlüsse der Verwaltung zum Abnicken vorlegt. Leider darf hier auch die Naziszene nicht ganz unerwähnt bleiben, die schon für endgültig besiegt gehalten worden war, nachdem ihre regelmäßigen Aufmärsche in Leipzig immer effektiver durch Sitzblockaden breiter Bündnisse blockiert wurden und sie schließlich darauf verzichteten. Nun haben sie aber die Strategie geändert, und versuchen sich einzelne Straßenzüge durch kleinkriminellen Hobbyterrorismus zu erobern. Die Entwicklung der Gegenstrategien dazu ist aber angelaufen und die ersten Ergebnisse stimmen recht zuversichtlich.

In dem ganzen Gemenge lebt es sich aber prima. Es gibt viele Leute, die Leipzig (oft in Kombination mit Berlin und Hamburg) als eine der wenigen Städte in Deutschland bezeichnen, in der es sich einigermaßen leben lässt.

Wer sich in der Stadt jenseits der üblichen Touristenstandards wie Auerbachs Keller, Gewandhaus, Thomaskirche, Innenstadtpassagen, Nikolaikirche, Reichsgericht, Moritzbastei, Kabaretts etc. ein Bißchen umsehen möchte, der/dem seien das Stasi-Museum, die Feinkost, die alte Spinnerei, die Bibliotheca Albertina und die alten Tagebaulöcher bzw. zukünftigen Seen im Süden empfohlen.

attac Leipzig

attac Leipzig hat im Wesentlichen die gleiche Entwicklung durchgemacht wie alle attac-Gruppen: Aus den Zusammenhängen der Genua-Mobilisierung heraus entstand zunächst eine recht studentisch geprägte Gruppe, die sich viel mit Welthandelsthemen beschäftigte. Außerdem waren anlässlich der regelmäßigen Nazi-Aktivitäten die Gegenaktivitäten dazu ein Thema. Schon recht bald kam Privatisierung als ein neuer Arbeitsschwerpunkt hinzu, was u. a. mit der Cross-Border-Leasing-Praxis der Stadt zusammenhängt. Später entstanden dann eigene feste Veranstaltungsreihen, wie die Filmreihe globaLE oder unsere Vortragsreihe der Mittwochsattacken. Neu dazu kam auch die Arbeit zu Militärstandorten, nachdem Nato und US-Army den Flughafen Leipzig-Halle unter zivilem Deckmäntelchen ziemlich intensiv zu nutzen begannen. Mit der Zeit hob sich der Altersdurchschnitt der Gruppe und ging die Entwicklung in Richtung der Bearbeitung einzelner Themenbereichen durch Untergruppen/ Leute/ Bündnisse, die im Plenum ihre Vernetzung finden. Mit der Gründung von attac Campus - mit den sich mittlerweise herauskristallisierenden Arbeitsschwerpunkten von Konsum, Aktionsformen und Migration - vor etwa anderthalb Jahren hat sich der Altersdurchschnitt wieder etwas nach unten bewegt, wenn auch der Kontakt zwischen Campus und non-Campus etwas intensiver sein könnte. Über die ganze Zeit blieb die Zahl der Aktiven zwischen 10 und 20, wenn auch mittlerweile von den ursprünglichen GründerInnen nur noch einer dabei ist, und blieb die Arbeitsatmosphäre recht harmonisch und der Frauenanteil trotz aller Bemühungen kläglich.

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