Attac.DenkTankStelle.2011-10-10: Unterschied zwischen den Versionen

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Andreas Schierwagen, 07.10.2011
Andreas Schierwagen, 07.10.2011
Nur weil die bürgerliche Philosophie am Ende mit ihrem Latein ist, heißt das noch lange nicht, dass die Geschichte nicht mehr den Gesetzen der kulturellen Höherentwicklung, also der Dialektik folgt. Es gibt keinen Weg aus der Finanzkrise und das Resultat aller Rettungsschirme wird das letztendliche Ausbluten aller sozialen Staatsgelder sein, nur um eines zu erreichen: nämlich den Eliten die Gewinnmöglichkeiten zu erhalten. Doch neues Geld entsteht nur durch die frische und leistungsgerecht bezahlte Arbeit von Menschenmassen, nicht durch die Arbeit von Maschinen. Da primitive, d.h. nach Arbeitszeit abrechenbare Arbeiten aber immer mehr auf
Maschinen verlagert werden, können immer weniger Menschen Geld verdienen und so marktnotwendig ordentlich kaufen. Die Prekarisierung treibt die Welt in den Kollaps des Geldsystems und befreit uns dadurch von der Ausbeutung und Bevormundung durch Eliten. Doch jeder, der am Geld hängt und nicht die Güter uneigennützig teilen will, ohne Gegenleistungen in Gestalt von Pflichtarbeiten einzufordern nach dem Motto: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen! - wird an der kommunistischen "Gleichmacherei" der "Fleißigen" mit den "Faulen" verzweifeln. Der geschichtliche Fortschritt besteht im Übergang der Weltgesellschaft zum Prinzip des Humanismus durch Verlassen des Prinzips des Egoismus, der die Waren- und Geldgesellschaft seit
Jahrtausenden steuert.
Die philosophische Wesensebene ist nicht mit naturwissenschaftlichen Kausalketten erklärbar, weil sich die menschliche Gesellschaft nach anderen Gesetzmäßigkeiten als die Biologie, Physik oder Mathematik organisiert.
Kornelia Richter, 09.10.2011

Version vom 9. Oktober 2011, 19:43 Uhr

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DenkTankStelle von Attac-Leipzig

Thema: Hat Geschichte eine Richtung?
Ort und Zeit: 10.10.2011, 19 Uhr im Café Grundmann

Ankündigung

Für die nächste DTS wollen wir uns mit der Frage befassen, ob in der Geschichte eine Richtung auszumachen ist, und wenn ja, welche und warum.

Gedanken im Vorfeld

Links:

Ich habe mal zwei Links (Thiel und Benjamin) zusammengetragen. Spannend aus These 1 von Walter Benjamin: "Gewinnen soll immer die Puppe, die man 'historischen Materialismus' nennt. Sie kann es ohne weiteres mit jedem aufnehmen, wenn sie die Theologie in ihren Dienst nimmt, die heute bekanntlich klein und häßlich ist und sich ohnehin nicht darf blicken lassen."

Hans-Gert Gräbe, 10.09.2011

In den nachzulesenden Beiträgen sind Stoff nicht nur eine, sondern für eine ganze Kette von DTS enthalten. So finde ich die Fragestellung, wie das Internet die Gesellschaft verändern könnte oder schon hat, und die Beiträge von Mittelstraß dazu, hoch interessant. Wir sollten uns das für die übernächste DTS vornehmen. Für die nächste wollen wir uns ja, im Einvernehmen festgelegt, mit der Frage befassen, ob in der Geschichte eine Richtung auszumachen ist, und wenn ja, welche und warum. Dabei scheint mir das Tempo, was ja "Allmählichkeit" beschreibt, nur ein Aspekt der davon ableitbaren Ebenen zu sein. Aber ganz egal, durch welche Tür wir unseren verwilderten Garten auch betreten, die Aufgabe bleibt immer die Gleiche: Durchblicke zu schaffen und Platz zum Wachsen neuer Erkenntnisse.

Johannes Schroth, 11.09.2011

Hier mal eine Info über einen anderen Blickwinkel: http://www.gpm-ipma.de/events/veranstaltungsdetails/event/widerstand-zum-umgang-mit-diesem-ungeliebten-projektbegleiter.html

Wolfgang Schallehn, 16.09.2011

Für orthodoxe Marxisten war die Sache ja wohl klar: immer "höher" hinauf zur klassenlosen Gesellschaft. Das passte ja bestens zu Entwicklungskonzeptionen in der Wissenschaft wie dem (Vulgär-)Darwinismus. In den Naturwissenschaften gibt es auch heute noch vorrangig solche mechanistischen Entwicklungskonzeptionen, dagegen sind die Sozialwissenschaften wohl doch davon abgerückt. Allerdings ist es wohl auch nichts mit dem "Ende der Geschichte" geworden...

Soweit ich weiß, wird in den Sozialwissenschaften neuerdings versucht, die Gesellschaft als ein komplexes System zu begreifen, mit dem Resultat, dass Vorhersagen über die Richtung der Entwicklung ähnlich treffsicher sind wie bei der Wetterprognose - nach 10 Tagen brauche ich keine Theorie mehr, dann reicht Würfeln!

Soll heißen: wenn es denn in der Geschichte eine Richtung gibt, versperrt uns die Komplexität des Ganzen die Sicht darauf. Wir können danach prinzipiell keine klassischen Gesetzmäßigkeiten für die geschichtliche Entwicklung formulieren, die über Kausalketten Erklärungen liefern und auch Ansatzpunkte für die Steuerung der Gesellschaft. Deshalb ist es ja heute praktisch unmöglich zu begründen, welche Maßnahmen etwa aus der Finanzkrise führen - keiner weiß, was die Effekte der Rettungsschirme sein werden, oder ob etwas anderes besser geeignet wäre.

Andreas Schierwagen, 07.10.2011

Nur weil die bürgerliche Philosophie am Ende mit ihrem Latein ist, heißt das noch lange nicht, dass die Geschichte nicht mehr den Gesetzen der kulturellen Höherentwicklung, also der Dialektik folgt. Es gibt keinen Weg aus der Finanzkrise und das Resultat aller Rettungsschirme wird das letztendliche Ausbluten aller sozialen Staatsgelder sein, nur um eines zu erreichen: nämlich den Eliten die Gewinnmöglichkeiten zu erhalten. Doch neues Geld entsteht nur durch die frische und leistungsgerecht bezahlte Arbeit von Menschenmassen, nicht durch die Arbeit von Maschinen. Da primitive, d.h. nach Arbeitszeit abrechenbare Arbeiten aber immer mehr auf Maschinen verlagert werden, können immer weniger Menschen Geld verdienen und so marktnotwendig ordentlich kaufen. Die Prekarisierung treibt die Welt in den Kollaps des Geldsystems und befreit uns dadurch von der Ausbeutung und Bevormundung durch Eliten. Doch jeder, der am Geld hängt und nicht die Güter uneigennützig teilen will, ohne Gegenleistungen in Gestalt von Pflichtarbeiten einzufordern nach dem Motto: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen! - wird an der kommunistischen "Gleichmacherei" der "Fleißigen" mit den "Faulen" verzweifeln. Der geschichtliche Fortschritt besteht im Übergang der Weltgesellschaft zum Prinzip des Humanismus durch Verlassen des Prinzips des Egoismus, der die Waren- und Geldgesellschaft seit Jahrtausenden steuert.

Die philosophische Wesensebene ist nicht mit naturwissenschaftlichen Kausalketten erklärbar, weil sich die menschliche Gesellschaft nach anderen Gesetzmäßigkeiten als die Biologie, Physik oder Mathematik organisiert.

Kornelia Richter, 09.10.2011