ASG.2011-12-05: Unterschied zwischen den Versionen

Aus LeipzigWiki
Zur Navigation springenZur Suche springen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 11: Zeile 11:
== Ankündigung ==
== Ankündigung ==


Soll Prof. Dr. rer. nat. habil. Wolfgang Babel sein Arbeitsgebiet definieren, so spricht er gern von Quantitativer Mikrobiologie oder Mikrobenphysiologie und nennt sich einen Hybriden. Darin liegen wohl Interesse und Engagement an Zielen, Aktivitäten und Projekten der ASG e.V. begründet.
Prof. Wolfgang Babel ist promovierter Mikrobiologe und habilitierter Biochemiker. Seine berufliche Karriere beginnt am Institut für Mikrobiologie der Humboldt-Universität zu Berlin mit dem Problem des Temperaturminimums der Vermehrung von thermophilen Bakterien. Später, in Leipzig, übernimmt er den Auftrag, Methanol als Rohstoff für die mikrobielle Synthese von Single Cell Protein und anderen Wertstoffen zu erschließen. 1992 erhält er eine Anstellung an der UFZ Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle GmbH. Synthesen sind zunächst passe. Im Vordergrund stehen nun Biochemie und Mikrobiologie der Dekontamination von schadstoffbelasteten Ökosystemen und Detoxifikation von Organika und Anorganika. Aber Umweltmikrobiologie ist mehr, sie darf sich nicht auf therapeutische Aktivitäten reduzieren, sondern muss zunehmend prophylaktische einbeziehen, so sein Credo. Er forscht erfolgreich, führt moderne Methoden ein und sorgt dafür, dass Flowcytometrie, Biokalorimetrie und Proteomics in der Leipziger Mikrobiologie/Biotechnologie zu festen Größen werden. Er lehrt engagiert in Berlin und Leipzig und streitet dafür, dass an der Leipziger Universität durch Einrichtung entsprechender Professuren „Mikrobiologie“ und „Biotechnologie“ Gewicht und Gesicht bekommen.


Seine berufliche Karriere beginnt am Institut für Mikrobiologie der Berliner Humboldt-Universität mit dem Problem des Temperaturminimums der Vermehrung von thermophilen Bakterien mit dem Auftrag, Methanol als Rohstoff für die mikrobielle Synthese von Single Cell Protein und anderen Wertstoffen zu erschließen. 1991/1992 erhält er eine Anstellung an der UFZ Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle GmbH, Sythesen sind passè, im Vordergrund stehen jetzt Biochemie und Mikrobiologie der Dekontamination von schadstoffbelasteten Ökosystemen und Detoxifikation von Organika und Anorganika. Er forscht erfolgreich, führt moderne Methoden ein und sorgt dafür, dass Flowcytometrie, Biokalorimetrie und Proteomics in der Leipziger Mikrobiologie/Biotechnologie zu festen Größen werden. Er lehrt engagiert in Berlin und Leipzig und streitet dafür, dass an der Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie durch die Einrichtung entsprechender Professuren „Mikrobiologie“ und „Biotechnologie“ Gewicht und Gesicht bekommen.
Soll er sein Arbeitsgebiet definieren, so spricht er von Quantitativer Mikrobiologie oder Mikrobenphysiologie und nennt sich gern einen Hybriden. Das schließt das Studium der „Grenzen mikrobieller Leistungen“, die er uns heute aufzeigen will, ein.
 
Prof. Dr. rer. nat. habil. Wolfgang Babel hatte seinen Weg eigentlich in einer ganz anderen Richtung begonnen. Seine wissenschaftliche Karriere 1970 beginnt am Institut für Mikrobiologie der Berliner Humboldt-Universität, führt ihn nach Leipzig an die Akademie-Institute für technische Chemie und Biotechnologie und endet 2003 an der UFZ Umweltforschungszentrum GmbH Leipzig-Halle - nur gut, denn sonst könnte er uns heute nicht die "Grenzen mikrobieller Leistungen" aufzeigen.


Jana Rosenkranz, 28.11.2011
Jana Rosenkranz, 28.11.2011
Zeile 21: Zeile 19:
== Bericht ==
== Bericht ==


Prof. Dr. rer. nat. habil Wolfgang Babel, Gesprächsgast unserer Veranstaltung Anfang Dezember, die zugleich die Einrichtung Erster Leipziger Wissenschaftssalon in 2011 abschließt, zeigte Grenzen mikrobieller Leistungen auf. Kritisch und streitbar sei er, der „interdisziplinäre Visionär“, schon immer gewesen und auch auf der Suche nach dem Warum? „Nichts ist praktischer als eine gute Theorie!“ und „Einer ist nichts ohne Alle und Alle sind nichts ohne Einen“, dass sind nur zwei der wichtigsten Lebensmaximen des Mannes, der sein Arbeitsgebiet gern als quantitative Mikrobiologie oder Mikrobenphysiologie definiert und sich selbst einen Hybriden nennt.
Prof. Dr. rer. nat. habil. Wolfgang Babel, Gesprächsgast unserer Veranstaltung Anfang Dezember, die zugleich die Einrichtung ''Erster Leipziger Wissenschaftssalon'' in 2011 abschließt, zeigte Grenzen mikrobieller Leistungen auf. Kritisch und streitbar sei er, der „interdisziplinäre Visionär“, schon immer gewesen und Warum-, Wie- und Wozu-Fragen haben ihn immer angetrieben. „Nichts ist praktischer als eine gute Theorie!“ und „Einer ist nichts ohne Viele wie Viele nichts sind ohne Einen“, das sind nur zwei der wichtigen Lebensmaximen des Mannes, der sein Arbeitsgebiet als Quantitative Mikrobiologie oder Mikrobenphysiologie definiert und sich selbst gern einen Hybriden nennt.
 
Sein Weg dorthin beginnt mit einem Mathematik-Studium, eigentlich einer ganz anderen Richtung. Danach geht er für einige Zeit in die Industrie, um wieder zu studieren: Gärungstechnologie in Berlin. Seine ersten beruflichen Aufgaben, Aufbau und Einrichtung eines Leitlabortoriums, sind sicher interessant. Trotzdem hält er Ausschau nach Alternativen. Für ihn überraschend wird ihm eine Stelle als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Mikrobiologie der Humboldt-Universität Berlin angeboten. Hier lernt er faszinierende Persönlichkeiten kennen, darunter den Physikochemiker Rolf Stange und den Chemiker und Mediziner Samuel Mitja Rapoport, studiert Chemie fern und Biochemie postgradual und promoviert 1970 auf dem Gebiet der Mikrobiologie (S. M. Rapoport). Im gleichen Jahre wechselt er zum Institut für technische Chemie der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin nach Leipzig. Zunächst arbeitet er biochemisch, eher qualitativ, habilitiert sich 1977 auf dem Gebiet der Mikrobiellen Biochemie mit der Arbeit „Biochemie der methylotrophen Ernährung von Mikroorganismen“ und legt den Grundstein für seine quantitative Betrachtungen. Unter dem Motto „Nichts ist praktischer als eine gute Theorie“, also durchdenkendes Sinnen, begibt er sich nun auf die Suche nach Ansätzen, Parameter, die die Ökonomie von biotechnischen Prozessen maßgeblich bestimmen, vorauszuberechnen und entwickelt das Auxiliarsubstrat-Konzept, das geeignet ist, die Geschwindigkeit und Effizienz von Synthese- und Abbau-Prozessen zu steigern und die Leistungsgrenzen zu ermitteln.


Dabei beginnt sein Weg in einer ganz anderen Richtung, nämlich mit einem Mathematik-Studium an der Technischen Hochschule Dresden. Sein anschließender „Ausflug“ in die Industrie ist kurz, sein Drang nach Wissen größer und er studiert wieder: Gärungstechnologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine ersten Aufgaben, Aufbau eines Leitlaboratoriums und Qualitätskontrolle, sind sicher interessant, trotzdem hält er nach Alternativen Ausschau und liebäugelt mit einem weiteren Studium. Für ihn überraschend wird ihm eine Stelle als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Mikrobiologie der HU Berlin angeboten. Hier lernt er faszinierende Persönlichkeiten wie den Physikochemiker Rolf Stange und den Biochemiker Samuel Mitja Rapoport kennen, studiert Chemie und Biochemie fern und promoviert sich 1970 auf dem Gebiet der Mikrobiologie „Über Ursachen der Kardinaltemperaturen biologischer Reaktionen, insbesondere des Temperaturminimums der Vermehrung von Bacillus stearothermophilus“. Den Grundstein für seine Leipziger wissenschaftliche Karriere legt er, als er im selben Jahr an das Institut für technische Chemie der Akademie der Wissenschaften wechselt. Zunächst arbeitet er biochemisch eher qualitativ und habilitiert sich 1977 auf dem Gebiet der Mikrobiellen Biochemie mit der Arbeit „Biochemie der methylotrophen Ernährung von Mikroorganismen“. Unter dem Motto „Nichts ist praktischer als eine gute Theorie“, also durchdenkendes Sinnen, begibt er sich auf die Suche nach dem „Warum ist das so und nicht anders?“ und nach Ansätzen, Parameter, die die Ökonomie von Prozessen maßgeblich bestimmen, vorauszuberechnen – und entwickelt das Auxiliarsubstrat-Konzept.
1983 wird er von der Akademie der Wissenschaften zum Professor für Biochemie ernannt und 1990 zum Direktor des Institutes für Biotechnologie berufen. 1992 erhält er eine Anstellung an der neu gegründeten UFZ Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle GmbH als Leiter der Sektion Umweltmikrobiologie und 1995 eine Professur für Mikrobielle Physiologie an der Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie der Universität Leipzig. 2003 wird er in den gesetzlich verordneten Ruhestand entlassen.


1983 wird er zum Professor für Biochemie, 1995 zum Professor für Mikrobielle Physiologie an der Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie der Universität Leipzig ernannt, 1990 zum Direktor des Instituts für Biotechnologie berufen, erhält 1992 eine Anstellung an der neu gegründeten UFZ Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle GmbH als Leiter der Sektion Umweltmikrobiologie, welches er dann 2002/2003 wieder verlässt – diesmal wechselt er in den Ruhestand.
Sein Interesse an Wissenschaft und Forschung hat er sich erhalten, so auch an den Zielen, Aktivitäten und Projekten der Arnold-Sommerfeld-Gesellschaft e.V.

Version vom 30. März 2012, 15:58 Uhr

Home / ASG

Grenzen mikrobieller Leistungen
Im Gespräch mit Prof. Dr. Wolfgang Babel
Veranstaltung der Arnold-Sommerfeld-Gesellschaft
05. Dezember 2011, 16:00 Uhr, HTWK, Wächterstraße 13

Ankündigung

Prof. Wolfgang Babel ist promovierter Mikrobiologe und habilitierter Biochemiker. Seine berufliche Karriere beginnt am Institut für Mikrobiologie der Humboldt-Universität zu Berlin mit dem Problem des Temperaturminimums der Vermehrung von thermophilen Bakterien. Später, in Leipzig, übernimmt er den Auftrag, Methanol als Rohstoff für die mikrobielle Synthese von Single Cell Protein und anderen Wertstoffen zu erschließen. 1992 erhält er eine Anstellung an der UFZ Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle GmbH. Synthesen sind zunächst passe. Im Vordergrund stehen nun Biochemie und Mikrobiologie der Dekontamination von schadstoffbelasteten Ökosystemen und Detoxifikation von Organika und Anorganika. Aber Umweltmikrobiologie ist mehr, sie darf sich nicht auf therapeutische Aktivitäten reduzieren, sondern muss zunehmend prophylaktische einbeziehen, so sein Credo. Er forscht erfolgreich, führt moderne Methoden ein und sorgt dafür, dass Flowcytometrie, Biokalorimetrie und Proteomics in der Leipziger Mikrobiologie/Biotechnologie zu festen Größen werden. Er lehrt engagiert in Berlin und Leipzig und streitet dafür, dass an der Leipziger Universität durch Einrichtung entsprechender Professuren „Mikrobiologie“ und „Biotechnologie“ Gewicht und Gesicht bekommen.

Soll er sein Arbeitsgebiet definieren, so spricht er von Quantitativer Mikrobiologie oder Mikrobenphysiologie und nennt sich gern einen Hybriden. Das schließt das Studium der „Grenzen mikrobieller Leistungen“, die er uns heute aufzeigen will, ein.

Jana Rosenkranz, 28.11.2011

Bericht

Prof. Dr. rer. nat. habil. Wolfgang Babel, Gesprächsgast unserer Veranstaltung Anfang Dezember, die zugleich die Einrichtung Erster Leipziger Wissenschaftssalon in 2011 abschließt, zeigte Grenzen mikrobieller Leistungen auf. Kritisch und streitbar sei er, der „interdisziplinäre Visionär“, schon immer gewesen und Warum-, Wie- und Wozu-Fragen haben ihn immer angetrieben. „Nichts ist praktischer als eine gute Theorie!“ und „Einer ist nichts ohne Viele wie Viele nichts sind ohne Einen“, das sind nur zwei der wichtigen Lebensmaximen des Mannes, der sein Arbeitsgebiet als Quantitative Mikrobiologie oder Mikrobenphysiologie definiert und sich selbst gern einen Hybriden nennt.

Sein Weg dorthin beginnt mit einem Mathematik-Studium, eigentlich einer ganz anderen Richtung. Danach geht er für einige Zeit in die Industrie, um wieder zu studieren: Gärungstechnologie in Berlin. Seine ersten beruflichen Aufgaben, Aufbau und Einrichtung eines Leitlabortoriums, sind sicher interessant. Trotzdem hält er Ausschau nach Alternativen. Für ihn überraschend wird ihm eine Stelle als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Mikrobiologie der Humboldt-Universität Berlin angeboten. Hier lernt er faszinierende Persönlichkeiten kennen, darunter den Physikochemiker Rolf Stange und den Chemiker und Mediziner Samuel Mitja Rapoport, studiert Chemie fern und Biochemie postgradual und promoviert 1970 auf dem Gebiet der Mikrobiologie (S. M. Rapoport). Im gleichen Jahre wechselt er zum Institut für technische Chemie der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin nach Leipzig. Zunächst arbeitet er biochemisch, eher qualitativ, habilitiert sich 1977 auf dem Gebiet der Mikrobiellen Biochemie mit der Arbeit „Biochemie der methylotrophen Ernährung von Mikroorganismen“ und legt den Grundstein für seine quantitative Betrachtungen. Unter dem Motto „Nichts ist praktischer als eine gute Theorie“, also durchdenkendes Sinnen, begibt er sich nun auf die Suche nach Ansätzen, Parameter, die die Ökonomie von biotechnischen Prozessen maßgeblich bestimmen, vorauszuberechnen und entwickelt das Auxiliarsubstrat-Konzept, das geeignet ist, die Geschwindigkeit und Effizienz von Synthese- und Abbau-Prozessen zu steigern und die Leistungsgrenzen zu ermitteln.

1983 wird er von der Akademie der Wissenschaften zum Professor für Biochemie ernannt und 1990 zum Direktor des Institutes für Biotechnologie berufen. 1992 erhält er eine Anstellung an der neu gegründeten UFZ Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle GmbH als Leiter der Sektion Umweltmikrobiologie und 1995 eine Professur für Mikrobielle Physiologie an der Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie der Universität Leipzig. 2003 wird er in den gesetzlich verordneten Ruhestand entlassen.

Sein Interesse an Wissenschaft und Forschung hat er sich erhalten, so auch an den Zielen, Aktivitäten und Projekten der Arnold-Sommerfeld-Gesellschaft e.V.