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Zyklus "MINT - Zukunft schaffen. Leipzig im Wandel"

Hintergrund

Das 21. Jahrhundert ist zwar schon über zehn Jahre alt, aber die Wege in die Zukunft sind unklarer denn je. Vielfältige Krisen- und Wandlungsprozesse erschüttern die Gesellschaft. Stimmungen zwischen Euphorie und "Decline" prägen die öffentliche Meinung.

Es wird immer deutlicher, dass sich dabei Wandlungsprozesse auf sehr verschiedenen zeitlichen Ebenen überlagern

  • der sich seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts durch neue technische Möglichkeiten vollziehende Wandel von Kommunikations- und Vernetzungsstrukturen,
  • die Krise der Arbeitsgesellschaft bisherigen Zuschnitts, welche die gesellschaftlichen Strukturen des 20. Jahrhunderts in Ost und West geprägt hat,
  • die Krise der Industriegesellschaft, in der in den letzten 200 Jahren die Freude über neue technologische Möglichkeiten deren Janusköpfigkeit in den Hintergrund treten ließ,
  • die Krise eines diese Industrialisierung ermöglichenden modernen, auf "Verändern der Welt" orientierten Wissenschaftsverständnisses, das beginnend mit Galilei und Newton das bis dahin verbreitete holistisch-aristotelische Denken des "Erkennens der Welt" ablöste,
  • die Krise eines mehrtausendjährigen Lebensstils der Menschheit am Ende des "fossilen Zeitalters", der primär auf "Ausbeutung der Natur" ausgerichtet ist.

Wir stehen damit vor der Herausforderung, auf einen Pfad nachhaltiger Entwicklung im Einklang mit der natürlichen, kulturellen und sozialen Umwelt und Mitwelt einzuschwenken.

Jeder der genannten Krisen- und Wandlungsprozesse stellt dabei andere Momente von Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt. Während sich Wandlungen auf der Ebene der "digitalen Gesellschaft" bereits deutlich abzeichnen - auch wenn diese sehr spontan und durch die Akteure weitgehend theoretisch unreflektiert ablaufen - sind Lösungsansätze für die weiteren Krisen auf einer bereits politisierbaren Ebene nicht zu erkennen.

Die Antwort auf die Herausforderungen kann nur ein ganzheitlicher Wandlungsprozess sein, der global zu denken, aber lokal politisch zu gestalten ist. Hierfür ist das Zusammendenken und Zusammen-Denken bisher getrennt vorgetragener Argumente und Begründungszusammenhänge an einem gemeinsamen Ort unabdingbar. Dabei haben große Natur- und Technikwissenschaftler immer wieder wichtige eigene Akzente gesetzt, wie etwa

Diese spezifischen Akzente sind oft das Ergebnis der Synthese profunder Kenntnis moderner natur- und technikwissenschaftlicher Entwicklungen und der Wahrnahme der gesellschaftlichen Verantwortung als Wissenschaftler.

Mit der Initiative "MINT - Zukunft schaffen" der Bundesregierung wurde ein gesellschaftlicher Diskursraum mit bereits erheblicher Resonanz aufgespannt und doch zugleich nur auf ein oberflächliches Phänomen dieser Wandlungsprozesse abgestellt - den zunehmenden Mangel an Fachkräften im MINT-Bereich. Mit unserem Nachdenken über Zukunftskonzepte wollen wir uns in diesen gesellschaftlichen Diskurs einklinken und die Aktivitäten des MINT-Netzwerks Leipzig als lokaler Akteur der Bundesinitiative "MINT - Zukunft schaffen" um eine diskursive Facette bereichern.

Weitere Bezüge dieses Projekts sehen wir in den Bemühungen zur Profilierung einer Zukunftsakademie Leipzig, wo ebenfalls der Bedarf nach einem Diskursort deutlich wurde, an dem sich Leipziger Bürgerinnen und Bürger fundiert über die komplizierten gesellschaftlichen Wandlungsprozesse unserer Zeit informieren und austauschen können.

Wir verstehen unser stärker diskursiv geprägtes Projekt als Ergänzung zur Reihe Leipziger Gespräche an der Volkshochschule, in der bekannte Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft zu Zukunftsthemen befragt werden, sowie zur Reihe Sonntagsgespräch an der Universität Leipzig als stärker akademisch geprägter Diskursort, an dem vor allem kritische Sozialwissenschaft zu Wort kommt.