Attac.DenkTankStelle.2018-07-09

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DenkTankStelle von Attac-Leipzig

Thema: KI – ja, aber mit welcher Gesellschaft?
Ort und Zeit: Montag, 9. Juli 2018, 19 Uhr im Restaurant MIO, Beethovenstraße 21

Ankündigung

Wie schon vermutet, wurde wegen der Problemfülle die Künstliche Intelligenz noch einmal aufs Tapet gehievt. Der Schwerpunkt soll allerdings auf die gesellschaftlichen Voraussetzungen und die gesellschaftlichen Konsequenzen der KI gerichtet werden. Stimmt die These noch, dass sich die Produktivkräfte die gesellschaftlichen Voraussetzungen schaffen, die sie zu ihrer Entwicklung benötigen? Wenn ja, wie muss die Gesellschaft aussehen, die die KI zu ihrer Entfaltung braucht? Wird es weiter eine sein, die mit ihrem zerstörerischen Potenzial, ihrem stupiden Wachstumszwang, ihren mörderischen Konkurrenzbedingungen schon jetzt die Existenz unseres Planeten bedroht? Fragen über Fragen und die Gewissheit, dass wir sie auch an diesem Montag zwar stellen aber nicht beantworten werden.

Johannes, 18.06.2018

Anmerkungen

Ich möchte nur anmerken, dass die Produktivkräfte sich nicht ihre genehmen gesellschaftlichen Verhältnisse schaffen, sondern umgekehrt, alle unmodern gewordenen gesellschaftlichen Verhältnisse "automatisch" mit Brachialgewalt zerstören. Die KI zerstört alle stupiden Massenarbeitsverhältnisse, nicht weil es für die KI schön ist, sondern weil Erfindungen, die menschliche Knochenarbeit durch absolut zuverlässige maschinelle Präzisionsarbeit 24 Stunden am Tag ersetzen, den Profit steigern, da sie den teuersten Kostenfaktor, den Lohn und Lohnnebenkosten der Menschen ersetzen. Somit erhöhen Roboter auch den Wohlstand, da sie die freie Lebenszeitgestaltung der Menschen steigern. Und mit der freien Gestaltung des kreativen "Müßiggangs" für immer mehr Menschen und der Möglichkeit, durch Roboter individualisierte Produkte statt Masseneinheitswaren zu produzieren, verlässt die Menschheit nicht nur das Geldsystem (Bezahlung der Arbeiter nach Stundenleistung), sondern auch die Globalisierung und den Imperialismus der Fremdbestimmung wie in der EU. So erschafft die KI eine regionale, individualisierte Produktion nach den individuellen Bedürfnissen der konkreten Besteller wieder ganz neu (z.B. Maßarbeit, nicht mehr als "Hand"werk).

Die Regionen und Kulturen entwickeln ihre Individualität in dem Maße, wie die Menschen von erzwungener und fremdbestimmter "Erwerbs"-Arbeit freigesetzt werden. Und wenn die Produktion nach den Bedürfnissen erfolgt, hört die ungerichtete Massenproduktion, die den Erdball ausbeutet und vergiftet, auf. Wenn die Menschen nur noch das herstellen, was sie wirklich brauchen und das in höchster Qualität unabhängig von der Frage, was das kostet, wird der Götze Geld vergessen werden. Niemand wird mehr verstehen, wieso die heutigen Menschen so irre sein konnten, ihre Felder und Meere zu vergiften, um irgendwelchen Müll herzustellen, den niemand essen will und kann und auch noch den Joghurt oder Weizen über die Weltmeere zu transportieren. Der Wahnsinn der Globalisierung und des "Freihandels", des imperialistischen Zwanges, den Giftmüll des Westens kaufen und essen zu müssen, während die Felder und die Bauern vor der eigenen Tür verrecken - das wird in 100 Jahren kein Mensch mehr begreifen.

Der Weg des Nationalismus ist heute der Weg der Befreiung der Völker von Großkonzernen, der Weg der Kultivierung durch Selbstversorgung und Selbstverwaltung, der ökologische und humanistische Weg des Gemeinwohls für alle Menschen je nach Klima, Bodenbeschaffenheit, Tradition, giftigen Altlasten und Ideenreichtum. Selber lernen, arbeiten und erfinden - das rettet jedes Volk aus der Armut und Abhängigkeit. Und Roboter werden wieder kleine und kleinste Felder sachgerecht mit Mischkulturen in der Einheit von Pflanzen- und Tierproduktion bearbeiten, während die Menschen ihre Umwelt planen und immer wieder neu erfinden und mit Hilfe der KI entgiften und ökologisch umgestalten werden.

Kornelia, 20.06.2018


“Stimmt die These noch, dass sich die Produktivkräfte die gesellschaftlichen Voraussetzungen schaffen, die sie zu ihrer Entwicklung benötigen?” Fragt H. in der Einladung.

Nein, im Gegenteil: “....ich möchte nur anmerken, dass die Produktivkräfte sich nicht ihre genehmen gesellschaftlichen Verhältnisse schaffen, sondern umgekehrt, alle unmodern gewordenen gesellschaftlichen Verhältnisse "automatisch" mit Brachialgewalt zerstören.” Kontert K.

In der Deutschen Ideologie von 1845/46 ging Marx zusammen mit Friedrich Engels davon aus, dass "jede neue Produktivkraft, sofern sie nicht eine bloß quantitative Ausdehnung der bisher schon bekannten Produktivkräfte ist (z. B. Urbarmachung von Ländereien) [...] eine neue Ausbildung der Teilung der Arbeit zur Folge" habe. Wobei "die jedesmalige Stufe der Teilung der Arbeit [...] auch die Verhältnisse der Individuen zueinander in Beziehung auf das Material, Instrument und Produkt der Arbeit", sprich die Produktionsverhältnisse bestimme (MEW 3, S. 22). Mit steigender Produktivkraft der Arbeit würden die bestehenden Produktionsverhältnisse zu „Fesseln“ dieser. Im kommunistischen Manifest beschreiben Marx und Engels diesen Prozess rückblickend auf die Aufhebung des Feudalismus: Die Produktionsverhältnisse „hemmten die Produktion, statt sie zu fördern. Sie verwandelten sich in ebenso viele Fesseln. Sie mussten gesprengt werden, sie wurden gesprengt.“ (MEW 4, S. 459) zitiert H.

Und wo bitte ist da der Widerspruch zu: “dass sich die Produktivkräfte die gesellschaftlichen Voraussetzungen schaffen, die sie zu ihrer Entwicklung benötigen?” Fragt H. irritiert?

Ansonsten heftiger Widerspruch zu der These, dass die Nationen die Form wären, die sich die neuen Produktivkräfte suchen werden, um sich entwickeln zu können, jedenfalls nicht in der Phase. Unlogisch, auch gegenüber den eigenen Argumenten.

Johannes, 20.06.2018


Wieso soll der Nationalismus unlogisch sein? Wir reden über die KI, nicht das Industriezeitalter des Imperialismus der Massen- und Einheitsproduktion, die sich über Jahrzehnte Ressourcen, Billigarbeitskräfte und vor allem auch zahlungsfähige Absatzmärkte für ihre Warenberge suchen musste! Massenarbeitsplätze, Massenwaren, Einheitsgesichter, Globalisierung, Gleichmacherei, Fremdbestimmung, Machtkämpfe um den Futtertrog bis zum Krieg - alles Erscheinungsformen primitiver großmaschineller Produktivkräfte, die am Ende eine Überflussgesellschaft von Schlaraffen erzeugt haben, die außer Konsumieren (Körperbedienung - Essen, Sex) nichts mehr kennen.

Die KI befreit uns gewaltsam von der Idiotie der Lemminge, die glücklich sind, in der Herde gleich zu sein und stellt uns Menschen als Individuum vor die Frage, was wir als Menschen noch anderes sind und im Leben sein könnten, wenn wir satt und übersatt und zu Tode gelangweilt nicht mehr wissen, welche Idiotie wir noch vom Zaune brechen könnten.

Darauf gibt die KI den Schlaraffen eine gute Antwort: Anstatt alle Armen an unseren Almosentopf einzuladen und den arroganten Gastgeber und Besserwisser zu spielen, sollten wir lieber die Fremden ertüchtigen, in ihrer Heimat mit ihren völlig unterschiedlichen Menschen und Kulturen Frieden zu schließen und beim Aufbau einer modernen Wirtschaft mit dem Ziel des Wohlstands für alle durch Effizienz (der Gesellschaftskonsenz der Inder, Chinesen und Russen) zusammenzuarbeiten. Und als Erstes sollten wir unsere Konzerne und Kriegsmaschinen abziehen, denn wir, der Westen der Schlaraffen, sind die größten Feinde der Armen der Welt.

Wenn wir unser eigenes nationales Haus säubern und kultivieren könnten, hätten wir genug zu tun: Grund und Boden und insolvente Fabrikhinterlassenschaften verstaatlichen, um als Parlament und Staat über die eigne Wirtschaft herrschen zu können, so z.B. Fachkräften wieder Arbeit zu geben und so als Staat Gewinn zu machen. Steuergelder nicht an Unternehmen ( "Fördergelder") verschenken, sondern sich als Aktionär in erfolgreiche Unternehmen einkaufen und so Gewinne auch im Ausland erwirtschaften. Staatliche Investitionen ob in Soziales oder Unternehmen dürfen nicht zu privatisierten Gewinnen führen. Der Staat darf nur gemeinwohlorientiert arbeiten, also die bedürftigen Menschen retten, z.B. mit den Einnahmen die Verwerfungen des Arbeitsmarktes abfedern und durch schrittweisen Übergang zu kostenlosen Angeboten in immer mehr Bereichen das Profitsystem einschlafen lassen. Großkonzerne und Milliardäre dürfen nicht mehr unseren Alltag beherrschen, wenn durch die KI massenhaft Berufe verschwinden werden. Deshalb müssen wir uns selbst national erst einmal retten und miteinander Frieden schließen, denn nur so können wir auch in der Welt hilfreich sein.

Kornelia, 24.06.2018