MINT.HalbeHalbe

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Projektinitiative Halbe-Halbe

Erfolgsbeteiligung für nachhaltiges Nutzungsverhalten bei Energie- und Wasserverbrauch an Leipziger Schulen

Projektansatz

Projektidee: Übertragung eines erfolgreichen Ansatzes aus Frankfurt/M. auf Leipzig

In Frankfurt/M. wird seit 1996 folgendes Energiesparprogramm an Schulen umgesetzt:

  • Für die teilnehmenden Schulen wird zu Beginn ein durchschnittlicher Energie-Verbrauch (Strom, Wärme, Wasser) über mehrere Jahre als Referenzverbrauch bestimmt.
  • Für jedes folgende Jahr wird der tatsächliche Energie-Verbrauch ermittelt, die Ersparnis berechnet und in Geldeinheiten umgerechnet.
  • Von dieser Ersparnis werden 25% in das Budget der Schule zur freien Verwendung eingestellt, weitere 25% erhält der Energiebeauftragte, der sich auch um das Monitoring und die Dokumentation zu kümmern hat. Dies ist in den meisten Fällen der Hausmeister.
  • Die Mittel werden über einen Titel im Haushalt der Stadt verwaltet, die restlichen Mittel werden für investive Maßnahmen
  • Die genaue Berechnung der Energieersparnis ist etwas komplizierter als hier dargestellt und berücksichtigt auch Klimaschwankungen (über eine gradtagzahl-abhängige Formel) sowie Energieeinsparungen durch investive Maßnahmen. Details sind in einer städtischen Verwaltungsvorschrift geregelt.
  • Details zu diesem Modell können in unserem Recherchebericht nachgelesen werden, der nach einer genauen Besichtigung des Frankfurter Projekts und nach Gespächen mit den Akteuren erstellt wurde.

Diese Idee, die inzwischen in vielen anderen Städten der Bundesrepublik realisiert wurde, wollen wir auch in Leipzig umsetzen.

Projektinitiatoren:

  • Kornelius Unckell (Stadtratsfraktion Bündnis90/Grüne), Sprecher der Initiative
  • Prof. Dr. Hans-Gert Gräbe, Institut für Informatik der Universität Leipzig und MINT-Netzwerk Leipzig
  • Georg von Nessler, IP-Buildings, Beratung im Bereich Energie- und Gebäudemanagement

Hintergrund:

Chronik der Leipziger Projektaktivitäten

Beteiligt sind die folgenden städtischen Einrichtungen:

  • AGM = Technisches Gebäudemanagement - Amt für Gebäudemanagement der Leipziger Stadtverwaltung
    • Reimund Krell, Technischer Leiter
    • Rüdiger Forchmann, Sachgebietsleiter Energiemanagement (Verantwortlich im AGM für die Projektkoordination "Halbe Halbe")
    • Anna Biedermann, Sachbearbeiterin Energieanalysen und European Energy Award, Projektbegleitung
    • Jahresbericht 2012 Technisches Gebäudemanagement
    • Energiemanagement Leipzig 2015
    • http://stadtplan.leipzig.de -> Dort sind unter "Schulen" genaue Katastereinträge der einzelnen Schulgebäude zu finden
  • Sachgebiet Energiemanagement mit folgenden Aufgaben:
    • Energetische Untersuchungen, Energiesparcontracting
    • Ausschreibung und Vergabe von Energielieferungen, Optimierung Lieferverträge
    • Energiewirtschaftliches Bauen (Aufgabenstellungen, fachtechnische Unterstützung bei Planung und Realisierung)
  • UFU = Unabhängiges Institut für Umweltfragen
    • Projektentwickler mit umfangreichen Erfahrungen in der Umsetzung vergleichbarer Projekte in verschiedenen Kommunen
    • Den Leipziger Prozess betreut Florian Kliche, ab Jan. 2019 Heiner Giersch, beide Projektentwickler am UFU

Am 13.12.2014 stellen die Projektinitiatoren einen entsprechenden Antrag an den Stadtparteitag von Bündnis 90/Die Grünen.

Anfang März 2015 fahren einige von uns nach Frankfurt/M., um vor Ort mit den Initiatoren des dortigen Projekts zu sprechen und deren Erfahrungen und Vorgehensweise genauer zu studieren. Die Ergebnisse sind in einem Recherchebericht zusammengefasst.

Am 10.03.2015 wird auf der Basis dieser Erfahrungen eine genauere Projektbeschreibung veröffentlicht.

Am 23.04.2015 treffen sich die Projektinitiatoren mit einer Reihe von Schulleitern, um das Projekt zu erläutern und die Schulen zur Mitarbeit zu gewinnen. Alle sechs Schulen erklären ihre Bereitschaft, am Projekt mitwirken zu wollen und erscheinen später auch im Antrag an den Stadtrat.

Am 25.05.2015 bringt die Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen einen Antrag zur Durchführung des Energie- und Wassersparprojekts in die Ratsversammlung als Vorlage VI-A-01424 ein.

  • Wesentliche Punkte des Antrags: Die Stadtverwaltung wird dazu beauftragt, die Voraussetzungen zur Durchführung des Projektes „Halbe-Halbe“ wie folgt zu schaffen:
    • Einrichtung eines PSP-Elements „Energie- und Wassersparmaßnahmen Halbe-Halbe“ im städtischen Haushalt beim Amt für Gebäudemanagement zum 1.1.2016.
    • Die Erlöse der Kommune aus dem Projekt werden zur Verwendung für Energiesparmaßnahmen im Amt für Gebäudemanagement gebunden.
    • Schaffung von Verwaltungsvoraussetzungen zum 1.1.2016.
    • Schaffung einer transparenten Datenbasis zum 1.1.2016.
    • Beauftragung eines externen gemeinnützigen Trägers zum 1.11.2015.
    • Beantragung von Fördermitteln zum 1.10.2015.
  • Projektstart mit den beteiligten Schulen soll das Schuljahr 2016/17 sein.
  • Der Antrag nimmt insbesondere Bezug auf das Kommunale Förderprogramm Energiesparmodelle in Schulen und Kindertagesstätten (PTJ-Programm) beim Projektträger Jülich, mit dem derartige kommunale Projekte auf Bundesebene gefördert werden.
  • Antragsberechtigt ist hier allerdings nur die Kommune, die dazu selbst geeignete Unterstützerstrukturen aufbauen muss. Die Projektinitiatoren bieten ihre tatkräftige Unterstützung an.
  • Der Antrag wird in die Ausschüsse verwiesen und ein Verwaltungsstandpunkt angefordert.

Auf den Ratsversammlungen am 17.06., 08.07., 16.09., 28.10. und 19.11. wird die Vorlage nicht behandelt, da noch kein Verwaltungsstandpunkt vorliegt. Mit Blick darauf, dass es bereits im Vorfeld der Antragstellung Kontakte mit dem AGM gab und bei der Antragsformulierung dabei geäußerte Wünsche berücksichtigt wurden, ist dies ein erstaunlich langer Zeitraum, der auch alle zeitlichen Planungen der Projektinitiatoren über den Haufen wirft.

  • In mehreren internen Gesprächsrunden mit Kornelius Unckell werden mit Herrn Forchmann mögliche Aspekte des Verwaltungsstandpunkts diskutiert. An den Gesprächen beteiligt ist auch Florian Kliche, Projektleiter am UFU.

Am 10.09.2015 macht die Stadtratsfraktion von B90/Grüne in einem Pressegespräch noch einmal nachdrücklich auf das Projekt aufmerksam.

Am 08.12.2015 liegt schließlich der Verwaltungsstandpunkt zum Antrag VI-A-01424 vor.

  • Im Verwaltungsstandpunkt werden eine Reihe von Modifikationen gefordert, u.a. eine Pilotphase mit einem Objekt vorzuschalten, für die "ein Verein zur Unterstützung gewonnen werden soll, der bereits Erfahrungen auf dem Gebiet der Schulprojekte hat. Das „Unabhängige Institut für Umweltfragen“ (UfU) Berlin betreut bereits seit einiger Zeit Schulprojekte und kann im Rahmen des atmosfair-Projektes (in diesem werden Flugmeilen verrechnet, die für energetische/pädagogische Projekte verwendet werden können) für die Stadt ein Jahr unentgeltlich für eine Schule tätig werden."
    • Die Kontakte zum UfU Berlin wurden im Vorfeld durch die Projektinitiatoren hergestellt. Von dort kam auch der Hinweis auf das Kommunale Förderprogramm Energiesparmodelle in Schulen und Kindertagesstätten beim Projektträger Jülich, das für die Umsetzung des Projekts in Anspruch genommen werden kann.
  • Zur Nutzermotivation heißt es im Verwaltungsstandpunkt: "Mit dem Projekt ist eine Nutzermotivation zu verbinden, indem die über das Projekt eingesparten Energiekosten der Schule im Rahmen der Titelaussage „Halbe-Halbe“ anteilig zur Verfügung gestellt werden. Eine Beteiligung des Hausmeisters an 10% der Einsparung wird abgelehnt, die Motivation des städtischen Mitarbeiters i.S. kostensparende Betreibung der Schulobjekte sollte zum verantwortungsvollen, ergebnisorientierten Handeln gehören. Somit sollten 50% der Einsparung in der HHS zur Deckung möglicher nicht förderfähiger Kosten verbleiben."
    • Die auch finanzielle Motivation der Hausmeister in Gestalt der Energiebeauftragten hat in Frankfurt wesentlich zum Erfolg des Projekts beigetragen, da diese durch Monitoring und technische Begleitung wesentlich zur Umsetzung identifizierter Potenziale beitragen. Trotz automatischer Verbrauchsdatenerfassung sind diese Energiebeauftragten in Frankfurt auch verpflichtet, Daten eigenständig abzulesen und daraus monatliche Berichte zu erstellen. Nur wenn diese Berichtspflicht gewissenhaft erfüllt ist, kommt eine Mittelausschüttung an die beteiligte Schule in Betracht. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Bewirtschaftung der Gebäude in Frankfurt im wesentlichen durch fest zugeordnete Hausmeister erfolgt und damit die Bindung an einzelne Objekte stärker ist als in Leipzig.
  • Die Presse berichtet bereits im Vorfeld:
    • Leipzigs Oberbürgermeister sagt Ja zum Energiespar-Projekt Halbe-Halbe. l-iz.de, 07.12.2015
    • Leipzigs Schulen sollen fürs Stromsparen belohnt werden. bild.de, 03.12.2015.

Auf der Ratsversammlung am 16.12.2015 wird der Antrag schließlich behandelt und mit den Stimmen der Grünen, der CDU und einiger Linker in seiner Originalfassung positiv beschieden. Die SPD hatte als Alternative einen eigenen Antrag eingebracht, der im wesentlichen der Verwaltungsvorlage folgte, der aber keine Mehrheit erreichte.

Damit liegt ein Beschluss vor, dessen Terminleiste vom AGM als den Prozess führender städtischer Einrichtung weiter angepasst werden müssen. Nach Lage der Dinge sind die folgenden Punkte umzusetzen:

  • Einrichtung eines PSP-Elements „Energie- und Wassersparmaßnahmen Halbe-Halbe“ im städtischen Haushalt beim Amt für Gebäudemanagement.
  • Schaffung von Verwaltungsvoraussetzungen
    • Es ist (etwa nach Frankfurter Vorbild) eine Verwaltungsrichtlinie zu erlassen, nach der die Energieeinsparungen berechnet werden.
  • Schaffung einer transparenten Datenbasis
    • Hierfür sind die interessierten Schulen zu identifizieren und dort die Voraussetzungen der Datenerfassung zu prüfen.
  • Beauftragung eines externen gemeinnützigen Trägers.
  • Beantragung von Fördermitteln über das [ PTJ-Programm].
  • Pressemitteilung der Stadtratsfraktion Bündnis90/Grüne vom 22.12.2015.

In einem von Herrn Krell unterzeichneten kurzen Schreiben informiert das AGM am 29.01.2016 132 Leipziger Schulen (Grundschulen, Oberschulen, Gymnasien, Förderschulen, Freie Schulen, Berufsschulen) über das Projektvorhaben und fordert die Schulen auf, bis zum 05.02.2016 ihr unverbindliches Interesse an einer Beteiligung zu erklären. Auf der Basis der eingegangenen Interessensbekundungen erfolge dann "eine Prüfung auf Eignung der Schule hinsichtlich der Möglichkeit zur Bildung von Energie-referenzwerten, die eine Bewertung der Energieeinsparung im vergleich zu den Vorjahren zulassen ..."

  • Im Schreiben werden die Regelungen der Erfolgsprämierung wie folgt beschrieben: "Die dabei erzielten Kosteneinsparungen werden zu 50% den Schulen als Prämie zur freien Verwendung ausgezahlt. Zudem soll der Hausmeister eine Prämie von 10% der Kosteneinsparung erhalten."

Gespräch der Projektinitiatoren mit Vertretern des AGM zum aktuellen Stand der Umsetzung am 29.02.2016:

  • Seitens des AGM wurden Kontakte zu zwei Projektierungsfirmen geknüpft, die vergleichbare Projekte bereits umgesetzt haben, sowie zur SAENA als der auf Landesebene für derartige Aktivitäten zuständigen Energieagentur.
  • Auf das Anschreiben an die Schulen gab es Rücklauf von 5 Schulen, die sind aber nicht deckungsgleich mit den 5 Schulen aus dem Antrag.
  • Das PTJ-Programm lässt nur einmal einen Antrag zu, es muss also gleich größer gedacht und ein Phasenmodell entwickelt werden.
    • Die Schaffung der verwaltungsinternen Voraussetzungen für die Antragstellung dauert seine Zeit, Antragsbearbeitung durch den PTJ dauert erfahrungsgemäß auch mindestens 5 Monate, so dass ein Projektstart zum Schuljahr 2017/18 realistisch ist.
    • Das AGM will im Schuljahr 2017/18 zunächst eine Pilotphase mit einer begrenzten Anzahl von Schulen durchführen, etwa mit den 5 aktuellen Antragstellern, zum Schuljahr 2018/19 soll das Ganze auf wenigstens 2/3 aller Leipziger Schulen ausgeweitet werden.
  • Frage: In welchem Umfang können wir das Projekt medial begleiten, dazu eine eigene Webpräsenz entwickeln und in welchem Umfang können insbesondere wie in Frankfurt die Energieausweise sowie aktuelle Verbrauchsdaten für ein Monitoring öffentlich ins Netz gestellt werden?
    • Antwort: Das AGM betreibt keine eigene Öffentlichkeitsarbeit, diese Fragen müssen mit dem Referat Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Leipzig abgestimmt werden.
    • Energieberichte der Stadt Leipzig mit kumulativen Informationen sind für die Jahre 2013 und 2014 verfügbar, siehe auch die Webseite des AGM.

Am 11.11.2016 übergibt die Umweltministerin Barbara Hendricks in Leipzig den Förderbescheid über 217.000 Euro für die erste Projektetappe. Zusammen mit der Kofinanzierung durch die Stadt Leipzig stehen insgesamt 350.000 Euro zur Verfügung.

  • Das Vorhaben wurde als das 10.000. Projekt im Rahmen der Kommunalrichtlinie der Nationalen Klimaschutzinitiative ausgewählt.
  • 50 Prozent der Betriebskosteneinsparung werden den Schulen ausgezahlt, weitere 10 Prozent als Erfolgsprämie an die Hausmeister. Die restlichen 40 Prozent dienen zur Deckung der förderfähigen Kosten im Stadthaushalt.
  • Im Schuljahr 2017/18 beteiligen sich 6 Schulen am Projekt (Reclam-Gymnasium, Grundschule Holzhausen, Hans-Kroch-Schule, Helmholtzschule, das Kant-Gymnasium, Susanna-Eger-Schule), im Schuljahr 18/19 soll die Zahl der beteiligten Schulen auf 15, im Schuljahr 19/20 auf 30 erweitert werden.
  • Das Event in der Presse:

Am 11.02.2017 veröffentlicht die Stadt Leipzig die Ausschreibung für den Projektträger.

Der Zuschlag wurde an UFU - Unabhängiges Institut für Umweltfragen Berlin und Halle/S. erteilt. UFU verantwortet eine Reihe solcher Projekte in verschiedenen Städten. Das Projekt wird in Kooperation mit der Hamburger Firma fifty/fifty concept durchgeführt. Diese führen die Berechnungen der Einsparungen in den Schulen durch. Die Projektüberwachung liegt bei Stadt Leipzig, Amt für Gebäudemanagement, Anna Biedermann.

  • Mitteilung der Stadt Leipzig vom 18.10.2017 zum Projektstart.

Die Auswertungsveranstaltung zum Energiesparprogramm für das Schuljahr 2017/18 und die Auftaktveranstaltung für das Schuljahr 2018/19 fanden am 04.10.2018 im Festsaal des Neuen Rathauses statt.

"Das erste Jahr des Energiesparprojektes "Halbe-Halbe" an sechs Leipziger Schulen endet mit einer positiven Bilanz. Durch verändertes Nutzerverhalten haben die Beteiligten 23.807 Kilowattstunden Strom sowie 831 Kubikmeter Wasser eingespart. Beides entspricht etwa dem Jahresverbrauch einer kleinen Schule. Dafür erhalten sie eine Prämie in Höhe der Hälfte der eingesparten Energiekosten zur freien Verfügung." (Aus der Mitteilung der Stadt Leipzig)